Im Blickfeld

Noch nicht Weltmeister

Deutschland hat es unter die ersten zehn geschafft - im Transparenz-Index für gewerbliche Immobilien von Jones Lang Lasalle (JLL). Die Investoren und Bestandshalter, die Händler und Makler, die Asset- und Property-Manager dürfen jubeln. Im Schulnotensystem vom JLL verbesserte Deutschland seinen Durchschnittswert von 1,58 auf 1,38. Glückwunsch zu Platz 10!

Zu verdanken ist dies in erster Linie der weiteren Zunahme der Verfügbarkeit und Verlässlichkeit von Marktdaten, heißt es in der Begründung. Diesen Erfolg reklamierten die brancheneigenen Interessenverbände eilens für sich.

Das ist insofern bemerkenswert, als sich vor allem hiesige professionelle Investoren lange Zeit gegen die Veröffentlichung und Sammlung von relevanten Objekt- und Marktdaten sträubten. Mit der Öffnung des deutschen Immobilienmarktes hielten allerdings internationale, hauptsächlich angelsächsische Gepflogenheiten hinsichtlich der Immobilienbetrachtung und -analyse Einzug und setzten sich zunehmend durch.

An die Transparenz der australischen, kanadischen, neuseeländischen oder schwedischen Immobilienmärkte reichen die deutschen noch längst nicht heran. Zwar gelten die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen insgesamt als sehr transparent und verlässlich, doch bemäkeln die Analysten die auf föderalistische Strukturen zurückzuführenden regionalen Unterschiede, zum Beispiel bei der Höhe der Grunderwerbsteuer und den konkreten Ausgestaltungen der Bauordnungen.

Da Immobilienmärkte jedoch stets lokale Märkte sind, darf durchaus die Frage erlaubt sein, ob mit regionalspezifischen Vorgaben für Immobilieninvestoren und Bauherren den lokalen Gegebenheiten nicht besser entsprochen werden kann, als alles undifferenziert, national zu regeln.

Eine noch bessere Platzierung habe auch der Mangel an Informationen zu Fakten und Praktiken bei der Immobilienfinanzierung verhindert. Vor allem fehlt es im internationalen Vergleich an Daten zu Kreditvolumina und deren Konditionen wie Zinsen und Beleihungswerten, wird gerügt. Tatsächlich "konkurrieren" in Deutschland verschiedene "Immobilienwerte", diverse "Bewertungsmethoden" miteinander. An dieser Stelle kann durchaus noch aus- und aufgeräumt werden.

Auch bei der Kreditregulierung erreicht Deutschland noch nicht die Bestnote. Dabei zeigt gerade die Finanzmarktkrise, dass Länder mit einer konsequenten und gründlichen Risikoüberwachung die Krise weit weniger spüren als Staaten, die noch Kontrolldefizite haben. Die Kredit- und Immobilienwirtschaft, aber auch die Politik bleiben daher weiterhin gefordert - zum volkswirtschaftlichen Nutzen. L. H.

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