Im Blickfeld

Kollektive Rettung der Quelle Bausparkasse

Lange wurde seitens der Quelle Bausparkasse in Fürth ausgeschlossen, dass sie in den Strudel der Arcandor-Pleite hineingezogen werden könnte. Dies wurde stets damit begründet, dass es keine gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen mit dem insolventen Warenhaus-Konzern gibt. Allerdings ist die Bausparkasse jetzt doch Opfer ihres Namens, ihrer Eigentümerstruktur und ihrer riskanten Geschäftsstrategie geworden.

Deutschlands bislang einzige Direktbausparkasse, war in den vergangenen Tagen mit schwerwiegenden Refinanzierungsproblemen konfrontiert gewesen. Diese rühren jedoch nicht aus dem Bauspargeschäft, sondern von außerkollektiven Darlehen, die über den Kapitalmarkt refinanziert wurden. Im Jahr 2008 hatten diese Kredite ein Volumen von rund 1,088 Milliarden Euro erreicht, während sich die Bauspardarlehen auf lediglich 52 Millionen Euro beliefen. Bei keiner anderen Bausparkasse war der Anteil der außerkollektiven Kredite am gesamten Baudarlehensbestand (inklusive sonstiger Darlehen in Höhe von 182 Millionen Euro) so hoch wie bei der Quelle Bausparkasse - 82,3 Prozent.

Lediglich bescheidene vier (! ) Prozent des Darlehensbestandes entfielen auf Bauspardarlehen, die aus dem Bausparkollektiv kommen und damit kapitalmarktunabhängig sind (siehe hierzu auch den großen Bilanzvergleich der Bausparkassen in Ausgabe 17-2009, Seite 580 ff.). Erschwerend kommt nach Meinung von Brancheninsidern hinzu, dass die Bausparkasse keinen Finanzkonzern im Rücken hat, der die Refinanzierungsengpässe überbrücken kann. Vielmehr ist die künftige Eigentümerstruktur höchst ungewiss, was ebenfalls das Vertrauen der Kapitalmärkte schwinden ließ. Denn mit 41 Prozent ist die Arcandor-Hauptaktionärin Madeleine Schickedanz Mehrheitseigentümerin der Bausparkasse.

Angesichts der nach wie vor angespannten und hoch sensiblen Stimmung an den Kapitalmärkten sowie der Tatsache, dass bei den privaten Bausparkassen 66,8 Prozent der Baudarlehen außerkollektive Kredite sind, muss die Branche auf eine kollektive Rettungsmission für die insolvenzgefährdete Quelle Bausparkasse sinnen. Denn es steht das Ansehen des Bausparens als weitgehend kapitalmarktunabhängige Anlage- und Finanzierungsform auf dem Spiel. Folglich werden die privaten Bausparkassen nach Einholung der kartellbehördlichen Genehmigung und Zustimmung ihrer jeweiligen Gremien die Quelle Bausparkasse vorsorglich übernehmen, teilte der Verband der privaten Bausparkassen mit. Dazu wird eine eigene Gesellschaft gegründet, die von allen übrigen privaten Bausparkassen getragen wird und die Aktien der Quelle Bausparkasse hält. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Den Kunden, so versichert der Verband, entstehen durch die Auffanglösung keine Nachteile. Alle gesetzlichen Verpflichtungen des Instituts würden eingehalten. Die Bausparguthaben seien in voller Höhe sicher und auch der Rechtsanspruch auf die Bauspardarlehen bleibe bestehen. Wie mit den außerkollektiven Krediten verfahren wird, wurde nicht mitgeteilt. Red.

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