Im Blickfeld

Helaba: Erfolg des Konservatismus

Fragt man Immobilieninvestoren, wer in der aktuellen Krise noch Immobilien finanziert, wird ein Kreditinstitut fast immer genannt: die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, Frankfurt am Main/Erfurt. Den Immobilienvorstand der Bank, Johann Berger, kann dies freuen, bestätigt es doch offensichtlich, dass sein Verständnis eines Relationship orientierten Balancesheet-Lenders, wie er es auch bei der kürzlich erfolgten Präsentation der Konzernbilanzzahlen betonte, im Markt gewürdigt wird. Ein Blick in das Zahlenwerk zeigt die Bedeutung des Segments: Mit 8,3 Milliarden Euro entfielen immerhin 43,5 Prozent des Konzern-Neugeschäfts auf Immobilienfinanzierungen, erst danach folgten Unternehmenskredite mit 6,7 Milliarden Euro (35 Prozent) und sonstige Darlehen mit 4,1 Milliarden Euro (21,5 Prozent). Dadurch erhöhte sich der Bestand an Hypothekenfinanzierungen um acht Prozent auf knapp 40 Milliarden Euro.

Gleichwohl ist eine Grundlage dieses Wachstums die Beschränkung. Die Bank hält Maß, wie sie es auch zu den Zeiten getan hat, in denen sich so mancher Wettbewerber zu Maßlosigkeit hatte verleiten lassen. So finanziert die Helaba im Wesentlichen in Deutschland. Hier nutzt sie die gegenwärtigen Opportunitäten und eröffnete im Januar und Februar 2009 eigene Immobilienbüros in Berlin und München. Währenddessen ist sie im Ausland vor allem in Frankreich, Skandinavien und den USA aktiv. Aufgrund des ausgesprochen regen Geschäfts in Frankreich wurde die dortige Repräsentanz schließlich in eine Niederlassung umgewandelt.

Berger unterstreicht, dass die Bank keine ihrer Finanzierungen verbrieft hat, sondern zur Refinanzierung des Immobiliengeschäfts in der Hauptsache den Pfandbrief sowie ungedeckte Anleihen und Schuldscheindarlehen nutzt. Von den 19 Milliarden Euro mittel- bis langfristiger Refinanzierung im Konzern entfallen immerhin fünf Milliarden Euro auf Pfandbriefe, von denen 72 Prozent Öffentliche Pfandbriefe und 28 Prozent Hypotheken-Pfandbriefe sind.

Frei von Sorgen ist allerdings auch die Helaba nicht. Zwar sieht der Vorstandsvorsitzende, Hans-Dieter Brenner, noch keine Notwendigkeit, die Hilfe des SoFFin in Anspruch zu nehmen, doch spürt die Bank auf der Passivseite durchaus den Konkurrenzdruck durch staatsgarantierte Bankschuldverschreibungen. Diese würden von Wettbewerbern zu Konditionen emittiert, die unter den eigenen Refinanzierungskosten lägen. Auch die eigenen Pfandbriefe seien bei dieser Konkurrenz noch schwieriger zu platzieren. Sollten diese politisch induzierten Marktverzerrungen anhalten, will allerdings der Vorstand den Gang zum SoFFin nicht ausschließen. Dies sei jedoch die Ultima Ratio, so Brenner. Noch geht der Vorstandsvorsitzende davon aus, dass sich die Lähmung des Pfandbriefmarktes innerhalb der nächsten zehn bis zwölf Monate auflösen und der Pfandbrief "zu alter Stärke" zurückfinden wird.

Die Unsicherheiten hinsichtlich der Refinanzierung, aber vor allem bezüglich der realwirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzkrise lassen auch die Helaba in der Immobilienfinanzierung etwas vorsichtiger werden. Für 2009 ist zwar nur noch ein Hypotheken-Neugeschäft von rund sechs Milliarden Euro vorgesehen, doch entspricht das immerhin der Hälfte des gesamten für 2009 geplanten Neugeschäfts im Konzern. Davon sind lediglich 500 Millionen für Prolongationen eingeplant. Damit wird deutlich, welchen hohen Stellenwert die Immobilienfinanzierung in der Helaba genießt.

Zu den Bilanzzahlen: Der Helaba-Konzern hat das Geschäftsjahr 2008 mit einem Ergebnis vor Steuern nach IFRS von minus 53 Millionen Euro abgeschlossen, nachdem es im Vorjahr noch plus 402 Millionen Euro gewesen waren. Nach Steuern belief sich das Ergebnis auf minus 44 Millionen Euro. Im Zahlenwerk sind Bewertungsbelastungen aus der Finanzmarktkrise in Höhe von 680 Millionen Euro ergebniswirksam enthalten. Da der Einzelinstitutsabschluss nach HGB positiv ausfiel, will die Bank alle stillen Einlagen, Genussrechte und Nachrangverbindlichkeiten voll bedienen und den Trägern eine Dividende von drei Prozent zahlen. Das aufsichtsrechtliche Kernkapital wurde aus eigener Kraft um 400 Millionen Euro aufgestockt und die Kernkapitalquote damit auf fast neun Prozent erhöht. Die Bilanzsumme des Helaba-Konzerns stieg um 6,2 Prozent auf 185 Milliarden Euro. Red.

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