Im Blickfeld

Crowdfunding - jetzt auch für Immobilien?

In Kolumbien will man hoch hinaus: 260 Meter und 66 Stockwerke hoch soll der Wolkenkratzer BD Bacatà in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotà werden. Doch nicht große Investoren sollen das Projekt stemmen, sondern viele Tausend Kleinanleger. Mehr als 3 000 sollen schon in das Projekt eingestiegen und zusammen 145 Millionen US-Dollar bereitgestellt haben. Crowdfunding heißt das Verfahren, das bei der Finanzierung von Start-up-Unternehmen ebenso in Mode ist wie bei Spielfilmen und Computerspielen. Hierbei schaffen Internet und Fan-Blogs die breite Öffentlichkeit und sorgen für das nötige Markting. Vor allem auf Letzteres kommt es an, denn was die Anleger bei dieser Finanzierungsvariante lockt, ist weniger die Rendite als vielmehr das Gefühl, mit vielen Gleichgesinnten ein gemeinsames Vorhaben realisiert zu haben.

Im Falle des Hochhauses setzen die Initiatoren einerseits auf den Nationalstolz der Kolumbianer und andererseits auf das Bedürfnis der Bürger Bogotàs, sich an der Stadtentwicklung aktiv zu beteiligen. Für ihre Einlagen erhalten die Anleger sogenannte Fidi-Papiere, die den Käufern einen Anteil am Gebäude und den damit erwirtschafteten Gewinnen garantieren. Daher unterscheidet sich die Struktur auch von den hierzulande bekannten Beteiligungsmodellen, bei denen Anleger zum Beispiel bei Fonds "nur" Wertpapiere erhalten. Auch von hiesigen Wohneigentumsgemeinschaften und Genossenschaften unterscheidet sich das Crowdfunding, weil es keine direkte Nutzungsberechtigung des Anlegers an der Immobilie gewährt.

Das Pilotprojekt beweist, dass es tatsächlich auch für Immobilien möglich ist, beachtliche Summe über diese Finanzierungsvariante zu akquirieren. Allerdings fehlen im konkreten Fall trotzdem noch erhebliche Mittel, um das auf 240 Millionen US-Dollar veranschlagte Vorhaben realisieren zu können. Um die restlichen 95 Millionen US-Dollar bis 2014 doch noch einzuwerben, läuft derzeit landesweit eine großangelegte Medien- und Informationskampagne. Dass Crowdfunding inzwischen sogar für weitere Projektentwicklungen geplant und vorbereitet wird, spricht dafür, dass es durchaus zukunftsträchtig ist. Vielleicht ist es ja nicht nur eine Alternative zum Bankkredit, sondern auch zur Fondsanlage. L.H.

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