Im Blickfeld

Bausparen - des Beraters Liebling

Noch vor wenigen Jahren blickten Baufinanzierungsmakler etwas scheel auf das Bausparen. Das hat sich gründlich geändert. Nachdem auch die Verbraucherschützer in ihren Test feststellten, dass die Eigenheimfinanzierung für den Kunden ins Ganze günstiger und verlässlicher wird, wenn ein Bausparvertrag involviert ist, kamen zuletzt auch die Hypothekenvermittler nicht mehr umhin, das Produkt in ihrer Beratung zu berücksichtigen. Inzwischen geben sich die Baugeldverkäufer regelrecht bausparbegeistert.

Hervorgehoben wird vor allem die Zinssicherungsfunktion des Bausparens. Denn dass die aktuell niedrigen Baugeldzinsen von unter drei Prozent langfristig anziehen werden, ist angesichts des langfristigen Durchschnitts von 6,5 Prozent wahrscheinlich. Neu ist jedoch, dass die Makler der Finanzierungskombination aus Annuitätendarlehen und nachgeschaltetem Bausparvertrag ganz offensiv den Vorzug vor dem Volltilgerkredit mit langer Zinsbindung geben - so geschehen jüngst beim Maklerportal Qualitypool, das zum Hypoport-Konzern gehört.

Die Bausparkassen freut die hohe öffentliche Aufmerksamkeit, weil sie sich in steigenden Neugeschäftszahlen und ansehnlichen Finanzierungszusagen niederschlägt. Doch wie lange wird die Freude anhalten? Die hohe Nachfrage nach Wohneigentum hat die Preise in den gefragten Standorten bereits so kräftig steigen lassen, dass sogar die Bundesbank signifikante Überbewertungen vermutet. Gleichzeitig lassen die historisch niedrigen Hypothekenzinsen - die die Bausparkassen mit ihren Darlehen regelmäßig unterbieten - den Eigentumserwerb vergleichsweise erschwinglich erscheinen. Das heißt im Umkehrschluss aber auch: Die niedrigen Zinsen sind ein Preistreiber am Wohnimmobilienmarkt.

Wie nervös die Märkte auf kleinste Anzeichen einer möglichen Zinsänderung reagieren, wurde deutlich, als die US-Notenbank überlegte, wie der Ankauf von US-Staatsanleihen wieder zurückgefahren werden könnte. Was den Kapitalmarkt behutsam auf eine langsame Verringerung der Liquidität vorbereiten sollte, löste vor allem eines aus: Unruhe. Wenn die Zinsen steigen, wird das auch die Nachfrage am Immobilienmarkt dämpfen.

Davon wären auch die Bausparkassen betroffen, die dann womöglich auf einem großen Darlehensportfolio mit sehr niedrigen Zinserträgen sitzen. Im Sinne einer nachhaltigen Risikosteuerung wäre es deshalb ratsam, nicht jedes Geschäft, das heute machbar ist, tatsächlich abzuschließen. Dass die Gunst der Anlageberater und Finanzierungsmakler nicht unbedingt ein Segen sein muss, sondern Übertreibungen begünstigen kann, haben unter anderem die Offenen Immobilienfonds leidvoll erfahren müssen. Red.

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