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E-Government - Elektronischer Personalausweis: immer noch umstritten

Wie vom Bundestag im Dezember 2008 verabschiedet, soll zum 1. November dieses Jahres der neue elektronische Personalausweis im Scheckkartenformat eingeführt werden. Die Akzeptanz dafür ist dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V (Bitkom), Berlin, zufolge in der Bevölkerung nur bedingt vorhanden. Zustimmung und Skepsis halten sich etwa die Waage. 45 Prozent der Bürger begrüßen laut einer Umfrage unter eintausend Personen ab 14 Jahren den elektronischen Personalausweis. 46 Prozent lehnen die Einführung eher ab. Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kommt eine Skopos-Umfrage im Auftrag des IT-Sicherheitsverbands Teletrust e. V., Berlin.

Damit sind die Deutschen dem neuen Medium gegenüber etwas aufgeschlossener als die Briten. Sie sprachen sich in einer zwischen dem 20. Januar und dem 7. Februar 2010 durchgeführten Umfrage zu 52 Prozent gegen einen elektronischen Ausweis aus - wobei der im Raum stehende Preis von 93 britischen Pfund sicher eine Rolle spielt. Hierzulande hängt die Akzeptanz für den neuen Ausweis stark vom Internetnutzungsverhalten ab. Menschen ohne Internetzugang lehnen ihn mehrheitlich ab (57 Prozent). Unter den Internetnutzern dagegen findet sich ein knappe Mehrheit (52 Prozent) an Befürwortern.

Ihren alten Ausweis vor Ablauf der Gültigkeit gegen den neuen umtauschen wollen der Teletrust-Umfrage zufolge lediglich 14,9 Prozent der Befragten. Auch die Gegenreaktion ist jedoch verbreitet: Rund jeder Fünfte - hochgerechnet ebenfalls 14 Millionen Menschen - plant, vor der Änderung bis Ende Oktober noch einen alten Personalausweis zu beantragen oder hat dies bereits getan. Dass die Quote mit dem Alter ansteigt, ist dabei nicht überraschend. Auf die Frage nach den Funktionen, für die Verbraucher den neuen Ausweis nutzen würden, dominiert das E-Government mit 44 Prozent der Nennungen, gefolgt vom Onlinebanking (38 Prozent) und dem Online-Shopping (33 Prozent). Die Zahlungsbereitschaft für ein Kartenlesegerät als Voraussetzung für die Nutzung dieser Dienste hält sich jedoch in Grenzen: Fast jeder Dritte möchte dafür gar kein Geld ausgeben, ein knappes Viertel akzeptiert Preise bis zehn Euro, jeder Fünfte bis zu 20 Euro.

Vor dem Hintergrund solcher Umfrageer gebnisse plädiert Teletrust ebenso wie der Bitkom zwar für eine pünktliche Einführung des neuen Personalausweises, mahnt aber zur besseren Aufklärung über dessen Funktionen. Angesichts von Bekanntheitsraten um die 30 Prozent für Authentisierung, elektronische Signatur und biometrische Identitätsfeststellung braucht man sich über niedrige Akzeptanzquoten nicht zu wundern.

Der zentrale Anwendungstest mit 30 vom Bundeswirtschaftsministerium ausgewählten Teilnehmern hat im Oktober 2009 begonnen. Aus der Finanzwirtschaft zählen dazu sechs Versicherer, das Sparkas-sen-Informatikzentrum SIZ GmbH und die Deutsche Kreditbank. Getestet wird dabei zum Beispiel die Nutzung des neuen Personalausweises als Identifikationsnachweis zum Zugang zu den eigenen Verträgen und Funktionen wie Adressänderung oder Schadensmeldung, aber auch zum medienbruchfreien Versicherungs- oder Kontoeröffnungsantrag ohne Postident-Verfahren. Insbesondere für Direktbanken könnte sich die Neukundengewinnung also künftig noch einfacher gestalten. Wenn der Gang zur Post entfällt, gibt es eine Hürde weniger zur Kontoeröffnung. Gleiches gilt auch für die Versicherungswirtschaft, die das Internet bislang in erster Linie als Informations- und bestenfalls Servicemedium nutzt. Dem offenkundigen Interesse der Assekuranz nach zu urteilen, könnte künftig auch der Online-Versicherungsantrag häufiger werden. Red.

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