Blickpunkte

Ausland - Kartenloser Vatikan

Der Vatikan-Staat ist ein ganz besonderer. Das gilt seit Januar dieses Jahres auch für den Zahlungsverkehr. Denn während in vielen Ländern der Welt die bargeldlose Gesellschaft zum (Fern)ziel oder zur Zukunftsvision erklärt wird, kann im Vatikanstaat nur noch in bar bezahlt werden - einzige Ausnahme: die Karten der Vatikanbank IOR. Das hat die Banca d'Italia verfügt. Wegen fehlender Genehmigungen wurde die Deutsche Bank aufgefordert, ihre dort betriebenen PoS-Terminals für die Abwicklung von Zahlungen mit Debitund Kreditkartenzahlungen vom Netz zu nehmen. Das Fehlen der Genehmigungen für die von der Bank seit 1997 betriebenen PoS-Terminals sei im Zuge einer Ins pektion an den Tag gekommen.

Um gegenüber den vielen Touristen nicht als "Buhmann" dazustehen, sah sich die Zentralbank zur Rechtfertigung genötigt: Man habe gar nicht anders handeln können, heißt es in einer Presseerklärung vom 13. Januar 2013. Denn der Moneyval-Bericht vom Juli 2012 über den Vatikan-Staat habe gezeigt, dass es dort trotz deutlicher Verbesserungen noch immer keine den europäischen Anforderungen genügende Geldwäsche-Prävention gebe. Jede andere europäische Aufsichtsbehörde hätte deshalb genauso handeln müssen.

Vom Vatikan wird der Vorfall nicht weiter kommentiert. Lediglich vom Auslaufen des Zahlungsverkehrsvertrags mit einer Bank als Dienstleister ist die Rede. Die Unterbrechung des elektronischen Zahlungsverkehrs sei nur von kurzer Dauer, Gespräche mit anderen Dienstleistern würden bereits geführt.

Ganz so einfach wird es aber vermutlich doch nicht werden. Denn aus den gleichen Gründen, aus denen der Deutschen Bank der Weiterbetrieb des elektronischen Zahlungsverkehrs im Vatikanstaat untersagt wurde, wird die Genehmigung auch anderen Anbietern verweigert werden, solange sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert.

Ohne die Genehmigung der Banca d'Italia aber wird sich nach dem spektakulären Durchgreifen bei der Deutschen Bank aber wohl kaum jemand bereit finden, es nochmals auf ein Kräftemessen mit der Zentralbank ankommen zu lassen. Denn dass die Aufsichtsbehörde das Thema in naher Zukunft aus den Augen lassen wird, ist wohl kaum zu erwarten.

Solange der Vatikanstaat in Sachen Geldwäsche nicht ordentlich seine Hausaufgaben erledigt und europäischen Standards genügt, werden Touristen für den Kauf von Souvenirs oder die Begleichung des nicht eben günstigen Eintritts in die vatikanischen Museen also Bargeldreserven brauchen. Warteschlangen an Geldautomaten dürften also künftig zum vertrauten Bild werden. Immerhin verfügen die Museen über einen Onlineshop, in dem nicht nur Publikationen erworben, sondern auch Eintrittskarten für ein bestimmtes Zeitfenster reserviert und bezahlt werden können. Online ist die Kartenzahlung noch möglich. Red.

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