GIROKONTO

Sensibilität beim Dispozins gefragt

Durchschnittlich 8,7 Prozent der Deutschen ab 18 Jahre sind mit ihrem Girokonto im Minus. Das entspricht etwa 6 Millionen Kontoinhabern. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, für die Civey im Auftrag von Smava 2 500 Personen befragt hat. Die Mehrheit von ihnen nutzt den Dispo nur kurzfristig bis zu einem Monat (57,2 Prozent), weitere 17,5 Prozent gleichen ihr Konto innerhalb von drei Monaten wieder aus. Jeder Vierte (25,2 Prozent) ist mehr als ein Vierteljahr im Minus. 5,4 Prozent nehmen den Dispokredit bis zu einem Jahr in Anspruch, jeder Zehnte (11,1 Prozent) sogar länger.

Ein knappes Drittel der Dispo-Nutzer (31,9 Prozent) ist mit bis zu 500 Euro im Minus, die Hälfte davon bis zu 250 Euro. Bei knapp der Hälfte (48,5 Prozent) handelt es sich um Beträge bis zu 1 000 Euro. Bei jedem Dritten (34,9 Prozent) ist das Defizit sogar höher als 2 000 Euro. Die Bemühungen, die Kunden in einen günstigeren Ratenkredit umzuleiten, waren somit offenbar nur begrenzt erfolgreich.

Dass das Kreditportal Smava sich des Themas gerade jetzt wieder angenommen hat, ist natürlich kein Zufall. Denn es ist gut möglich, dass mit einer Anhebung des Leitzinses seitens der EZB über kurz oder lang auch die Dispozinsen wieder ansteigen. Aktuell hat Smava einen Zinssatz von durchschnittlich 9,43 Prozent ermittelt. Bei einer Leitzinserhöhung auf 0,25 Prozent oder später auf 0,5 Prozent, so die Prognose, könnte dieser Durchschnittszins auf 11 Prozent steigen - das Niveau, auf dem er sich nach Angaben von Finanztest 9/2013 bewegte, als der Leitzins zuletzt bei 0,25 bis 0,5 Prozent lag. Dann könnte auch die Diskussion um eine gesetzliche Deckelung der Dispozinssätze erneut Fahrt aufnehmen.

Aktuell mag die Politik andere Prioritäten haben. Das sollte die Branche aber nicht als Freifahrtschein missverstehen. Die Verbraucherschützer haben schließlich schon häufig genug bewiesen, wie hartnäckig sie an Themen festhalten, um sie nicht aus der öffentlichen Diskussion verschwinden zu lassen. Die aktuelle Krise wird auch einmal vorbei sein. Dann kommen solche Themen - und mit ihnen der Dispokredit - wieder aufs Tapet. Und wenn dann der Blick auf den Markt den Eindruck erweckt, Banken und Sparkassen würden ihre Kunden nicht nur sehenden Auges in die Schuldenfalle laufen lassen, sondern dabei auch noch über Gebühr abkassieren, dann wird das Damoklesschwert der Regulierung fallen. Dem gilt es durch sensible Konditionengestaltung und verstärkte Beratung vorzubeugen.

Es geht jedoch nicht allein um das Vermeiden eines gesetzlichen Zinsdeckels, sondern auch um das Image der Branche und um das Vertrauen der Kunden in ihre kontoführende Bank. Und wie könnte sich eine Hausbank letzteres besser verdienen, als dem Kunden eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie er auch bei bestehendem Finanzierungsbedarf Geld sparen kann? Wenn sie es nicht tut, dann stehen Portale wie Smava bereit. Red.

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