Redaktionsgespräch mit Stefan Hachmeister

" Vorfahrt für den Kundennutzen!"

Stefan Hachmeister, Foto: DekaBank

Um ihren Kunden den Zugang zu Refinanzierungsmöglichkeiten erleichtern zu können, kooperiert die Deka nun mit Finpair im Segment der digitalen Schuldscheine. Laut Herrn Hachmeister mache Technik allein zwar noch keinen Use Case. Aber der Trend, dass sich Prozesse künftig bei den Instituten verschlanken werden, sei schon seit einigen Jahren zu beobachten. (Red.)

Herr Hachmeister, die Deka kooperiert seit Kurzem mit der NordLB-Plattform Finpair im Segment der digitalen Schuldscheine. Was versprechen Sie sich davon?

Durch die Kooperation haben wir das Dienstleistungs- und Produktangebot für unsere institutionellen Kunden weiter ausgebaut. Mit Deka Easy Access bieten wir bereits seit 2017 eine digitale Plattform zur Marktinformation, Bankensteuerung und Eigenanlage. Alle Investoren, die auf Deka Easy Access registriert sind, haben jetzt die Möglichkeit, auch Schuldscheindarlehen digital zu zeichnen. Darüber hinaus wollen wir dem deutschen Mittelstand einen einfacheren Zugang zu diesem Markt und damit zu mehr Refinanzierungsmöglichkeiten bieten.

Bereits vor über einem Jahr haben Deka Bank, Helaba, Dwp Bank und DZ Bank mit Finledger eine auf Blockchain basierende Schuldscheinplattform gegründet. Wie unterscheidet sich das von der Kooperation mit Finpair?

Finledger ist eine Abwicklungsplattform, über die digitale Schuldscheintransaktionen rechtswirksam durchgeführt werden können. Dadurch reduziert sich die Komplexität und Dauer der Abwicklung von Schuldscheindarlehen. Es entfallen sämtliche bislang manuell durchgeführten, papierbasierten und damit zeitintensiven Einzelschritte. Dadurch kann die Dauer des Abwicklungsprozesses um bis zu 50 Prozent reduziert werden.

Bei der Kooperation mit Finpair konzentrieren wir uns auf den Emissionsprozess selbst. Alle Investoren, die auf Deka Easy Access registriert sind, haben jetzt zusätzlich die Möglichkeit, Schuldscheindarlehen digital zu zeichnen. Über eine Schnittstelle erfolgen die Zeichnungen rechtsverbindlich direkt über die Finpair-Plattform.

Unternehmen, die digitale Schuldscheine emittieren, können jetzt mehr potenzielle Investoren erreichen und haben so eine höhere Platzierungssicherheit. Zusätzlich profitieren Emittenten wie Investoren gleichermaßen davon, dass über Finpair die Emissionsphase vollständig digitalisiert ist - von der ersten Finanzierungsidee bis hin zur Auszahlung.

Wie groß ist der Markt für digitale Schuldscheine überhaupt?

Der Markt für Corporate-Schuldscheindarlehen umfasst ein jährliches Neuemissionsvolumen von rund 30 Milliarden Euro. Von diesen Neuemissionen werden bereits heute etwa 50 bis 60 Prozent zumindest teilweise durch digitale Prozesse unterstützt.

Wo liegen die Vorteile eines digitalisierten Emissionsprozesses?

Die Voraussetzung für die Digitalisierung des Emissionsprozesses ist eine Standardisierung der Schuldschein-Dokumentation. Bei einer zunehmenden Anzahl digital durchgeführter Emissionen vereinfacht sich dadurch deren Erstellung und Prüfung. Zusätzlich entsteht damit eine Art Standard der für die Kreditzusage benötigten Unterlagen und sorgt so für deren einfache Bereitstellung. Im Emissionsprozess selbst spart die unkomplizierte Kommunikation sowohl beim Emittenten als auch beim Investor viel Zeit.

Die Kunden schätzen außerdem die einfache und übersichtliche Möglichkeit, den Status ihrer Kreditzusage nachverfolgen und verwalten zu können. Denn über Deka Easy Access sind sämtliche für die Kreditvergabe relevanten Informationen zugänglich. Auch der Emissionsstatus der einzelnen Schuldschein-Tranchen und die vorliegenden Zeichnungsinformationen werden transparent angezeigt.

Ist der komplette Prozess digitalisierbar oder gibt es noch Schritte, die analog erfolgen müssen?

Vor allem der Prozess der Primäremission war umständlich. Der läuft jetzt komplett digital. Lediglich die Zinszahlungen und die Rückzahlung sind noch konventionell.

Mit Finledger verfügen wir jetzt aber über eine technologische Infrastruktur, mit dem auch diese Schritte vollständig digitalisiert werden können.

Und für welche Ihrer Kunden kommen solche Produkte in Betracht?

Deka Easy Access nutzen derzeit mehr als 300 institutionelle Kunden, das sind Sparkassen, Banken und andere Profiinvestoren.

Haben Sie keine Angst vor der Kannibalisierung des "gewöhnlichen" Schuldscheingeschäfts, in dem die Deka Bank bekanntermaßen bereits erfolgreich ist. Oder sind die Investorengruppen hier sehr unterschiedlich?

Nein, und selbst wenn: Wir halten nicht viel davon, unseren Kunden sinnvolle Innovationen aus Eigeninteresse vorzuenthalten. Hier gilt für uns ganz klar: "Vorfahrt für den Kundennutzen!"

Überhaupt: Wie schnell glauben Sie wird der Markt mit digitalen Produkten in den kommenden Jahren wachsen? Werden wir einen echten Boom sehen?

Technik allein macht noch keinen Use Case. Allerdings werden sich die Prozesse für standardisierte, wiederkehrende Geschäftsvorfälle in den Instituten zukünftig sehr stark verschlanken.

Diesen Trend beobachten wir seit einigen Jahren vor allem beim Mengengeschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Zinsderivaten. Diese Produkte handeln wir über Deka Easy Access bereits heute schon zumeist elektronisch.

Stefan Hachmeister Leiter Kapitalmarktgeschäft, Deka Bank, Frankfurt am Main
 
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