Banken II

Unterschiedlicher Fitnesszustand

Ganz grundsätzlich sind Deutschlands große Banken relativ fit, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Das haben auch die Ergebnisse des Stresstests von EBA und EZB unterstrichen. Bei genauem Hinsehen zeigt sich allerdings ein doch recht unterschiedlicher Fitnesszustand. Während die Deutsche Bank das beste Halbjahresergebnis seit 2015 vorlegen konnte, ist die Commerzbank einmal mehr tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Grund ist relativ einfach: Die gelbe Bank hat erheblichen Trainingsrückstand.

Die Ausgangslage: Für die Deutsche Bank steht für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres ein Vorsteuergewinn von 2,75 Milliarden Euro zu Buche. Hierzu haben alle Geschäftsbereiche beigetragen und auch die Gewichtung der einzelnen Segmente hat sich nur leicht verändert. Während die Erträge der eher klassischen Abteilungen Privatkundenbank (4,196 nach 4,127 Milliarden Euro) und Unternehmerbank (2,544 nach 2,666 Milliarden Euro) recht stabil sind, legten die kapitalmarktnäheren Segmente Investmentbank (5,491 nach 5,030 Milliarden Euro) und Asset Management (1,263 nach 1,068 Milliarden Euro) kräftig zu. Insgesamt steht ein Plus bei den Erträgen von 6,6 Prozent auf 13,471 Milliarden Euro. Das ist erfreulich. Der wesentliche Ergebnistreiber sind aber eine spürbar verringerte Risikovorsorge (144 Millionen nach 1,267 Milliarden Euro) sowie die Erfolge auf der Kostenseite. Die gesamten Aufwendungen gingen von 11 Milliarden auf 10,5 Milliarden Euro zurück. Die Cost Income Ratio der Bank hat sich von 87 Prozent im ersten Halbjahr 2020 auf 78 Prozent in den ersten sechs Monaten 2021 verbessert. Entsprechend zufrieden zeigte sich Christian Sewing. "Der Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Euro im zweiten Quartal bestätigt: Wir sind auf einem guten Weg zu unserem Renditeziel von acht Prozent im kommenden Jahr.

Die Commerzbank dagegen muss die Erfolge im operativen Geschäft hervorheben. Denn unter den Strich steht für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres ein Konzernverlust von 394 Millionen Euro, der fast vier Mal so hoch ausfällt wie im Vorjahreszeitraum. Restrukturierungsaufwendungen von nahezu 976 Millionen Euro können auch von einem Rückgang des Risikoergebnisses (235 nach 795 Millionen Euro) nicht kompensiert werden. Vor allem das zweite Quartal zeigt deutliche Bremsspuren durch die Transformation. Der Konzernverlust beträgt 527 Millionen Euro, das operative Ergebnis gerade einmal 32 Millionen Euro. Belastend haben sich unter anderem der Stopp der Auslagerung der Wertpapierabwicklung ausgewirkt, für den eine Sonderabschreibung in Höhe von 200 Millionen Euro sowie Rückstellungen im zweistelligen Millionenbereich fällig wurden. Der neue Vorstandsvorsitzende Manfred Knof gibt sich kämpferisch: "Wir haben im ersten Halbjahr ein solides operatives Ergebnis erzielt. Die Umsetzung der Strategie ist voll auf Kurs", sagte er.

Die Perspektive: Die Commerzbank muss sich beeilen. Denn sie hinkt mit ihrer Transformation dem Wettbewerb hinterher und gerät in Gefahr den Anschluss zu verlieren, wenn nach Corona die Wirtschaft in Deutschland und Europa wieder anspringt. Dann darf das Institut nicht mehr von internen Problem behindert werden. Manfrad Knof tut gut daran, bei Themen wie Mitarbeiterabbau und Filialschließungen auf das Tempo zu drücken.

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