Börsen

Zum Ersten ... zum Zweiten...

Börse Oslo
Quelle: frickr/Photo by George Rex

... zum Dritten ... verkauft! Man bekommt ein wenig das Gefühl, auf einer Auktion zu sein, wenn man den Bieterwettstreit zwischen der amerikanischen Nasdaq und der Europäischen Euronext um die norwegische Börse Oslo Børs VPS beobachtet (zu den Einzelheiten des Bieterwettkampfs siehe Börsen). Die Nasdaq, mit einer Marktkapitalisierung von 11,27 Milliarden US-Dollar die zweitgrößte Börse der Welt, besitzt bereits alle anderen großen Börsen in Skandinavien und dem Baltikum. Die Börsen des US-Konzerns in Dänemark, Finnland, Schweden, Island, Lettland, Estland und Litauen nutzen eine gemeinsame Technologieplattform.

Die Mehrländerbörse Euronext, nach Marktkapitalisierung mit 4,46 Milliarden US-Dollar auf Platz 5 des weltweiten Börsen-Rankings, hält trotz des Gegenangebots der Nasdaq an ihrem Plan fest, die Oslo Børs VPS zu übernehmen und will die verfügbaren Optionen zur Anpassung ihres Angebots prüfen. Der europäische Marktinfrastrukturbetreiber versucht seit einiger Zeit, sich etwas breiter aufzustellen und das Gewicht somit nicht mehr so stark auf den Aktienhandel zu legen. Er betreibt bisher die Börsen in Paris, Brüssel, Amsterdam und Lissabon. Zuletzt wurde auch die auf den Anleihehandel spezialisierte Börse in Irland übernommen. Beiden Börsenbetreibern würde die Übernahme die Chance geben, sich stärker in Nordeuropa zu positionieren, und mit Sicherheit positive Skaleneffekte bringen. Die finale Entscheidung über die Übernahme der Osloer Börse liegt beim norwegischen Finanzministerium, das bereits einen langwierigen Prozess in Aussicht gestellt hat. Und wer weiß, vielleicht gewinnt David gegen Goliath, auch wenn David in diesem Fall nicht ganz so schwach ist, wie in der biblischen Geschichte.

Doch wie ist der Bieterwettbewerb zu werten? In der Börsenlandschaft kommt es seit vielen Jahren vermehrt zu Konsolidierungen. Viele Handelsplätze, die heute als kleine Börsen wahrgenommen werden, wie die Oslo Børs, sind mitunter die einzigen und größten ihres Landes. Deutschland bildet mit der Deutschen Börse und den spezialisierten Regionalbörsen die Ausnahme. Börsen wie London oder die Deutsche Börse liegen gemessen an der Marktkapitalisierung mit Platz sechs und zwölf jedoch hinter der Spitzengruppe. Auf den ersten Blick bieten Zusammenschlüsse von Börsen für die Anleger Potenzial für Skaleneffekte (Economies of Scale) und damit günstigere Konditionen. Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch die Gefahr einer Monopolbildung. Gilt Deutschland, Europa oder die Welt für die Wettbewerbshüter als relevanter Markt? Eine Chance, die Monopolbildung aufzubrechen, ist die Entwicklung von spezialisierten Handelsplattformen wie etwa die European Energy Exchange.

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