Mithilfe der Förderbanken schafft Deutschland den Sprung in die neue Zeit

Iris Bethge-Krauß, Foto: VÖB e.V. (Dominik Butzmann)

Die deutschen Unternehmen sind bislang recht gut durch die mehr als zwei Jahre Corona-Pandemie gekommen. Natürlich haben dabei diverse Maßnahmen der Förderbanken (die Autorin nennt im vorliegenden Artikel ein paar Beispiele aus der Praxis hierzu) einen unterstützenden Beitrag geleistet. Doch nun sei es an der Zeit für einen spürbaren Wiederaufschwung, damit die Unternehmen und Kommunen auch wieder aus eigener Kraft erfolgreich sein können. Klar sei zudem auch, dass die deutsche Wirtschaft insgesamt innovativer, digitaler und nachhaltiger werden müsse. Denn die Pandemie habe vor Augen geführt, an welchen Stellen man aufschließen sollte, um im internationalen Wettbewerb in Zukunft bestehen zu können. Damit diese Ziele aber auch erreicht werden können, sollten die Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft laut der Autorin fortan deutlich besser zusammenarbeiten. (Red.)

"Wir befinden uns mitten in einer Zeitenwende." - Diesen Satz hört man in diesen Tagen häufig, nicht nur im politischen Berlin oder Brüssel, sondern auch in den täglichen Gesprächen mit Kollegen, Freunden und der Familie.

Wir alle spüren, dass unsere Welt sich grundlegend ändert. Ursächlich dafür sind zwei dicht aufeinander folgende Krisen. Zunächst hat die Corona-Pandemie unser Leben auf den Kopf gestellt. Seit über zwei Jahren stemmen wir uns gemeinsam gegen das Virus und seine politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen. Auch dank der schnellen und effektiven Hilfe der öffentlichen Banken - allen voran die Förderbanken - ist unsere Wirtschaft im Vergleich gut durch diese Zeit gekommen. Doch wir brauchen einen spürbaren Wiederaufschwung, damit Unternehmen und Kommunen wieder aus eigener Kraft erfolgreich sein können. Gleichzeitig hat uns die Pandemie vor Augen geführt, wo wir aufschließen müssen, um auch zukünftig im internationalen Vergleich bestehen zu können. Klar ist: Wir müssen innovativer, digitaler und nachhaltiger werden.

Zu der Pandemie kam Ende Februar dieses Jahres der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hinzu. Die entsetzlichen Bilder von Tod, Flucht und Vertreibung sind kaum auszuhalten. Der Krieg ist eine menschliche Katastrophe mitten in Europa, die kaum einer von uns für möglich gehalten hat. Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Auseinandersetzung sind bereits spürbar. Unterbrochene Lieferketten, stark ansteigende Energiekosten und die generelle Unsicherheit belasten die nötige wirtschaftliche Erholung. Und ebenso wie die Corona-Pandemie zeigt uns auch diese Krise, dass unsere Art zu leben und zu wirtschaften nachhaltiger werden muss.

Beide Krisen - die Corona-Pandemie und der Krieg Russlands gegen die Ukraine - haben unser Fundament erschüttert und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen grundlegend verändert. Damit umzugehen, ist eine große Herausforderung. Doch es entstehen daraus auch Chancen. Diese zu nutzen und gestärkt aus dieser Zeit hervorzugehen, ist die eigentliche Aufgabe, vor der wir stehen. Nur die Transformation in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit ermöglicht uns einen kraftvollen Sprung in die neue Zeit.

Digitaler und nachhaltiger Wandel notwendig

Damit dieser Sprung gelingt, müssen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Auch die Finanzindustrie spielt dabei eine zentrale Rolle. Ihre Fähigkeit, Mittel in zukunftsfähige Projekte und Protagonisten zu leiten und so Innovation und Fortschritt zu ermöglichen, ist ein wichtiger Baustein für den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft.

Insbesondere bei den Förderbanken gibt es das klare Bekenntnis, als Transformationsmotoren zu wirken. Diesen gesellschaftlichen Auftrag nehmen sie durch eine Vielzahl an Förderprogrammen, Unterstützungs- und Beratungsmaßnahmen für Wirtschaft und Kommunen wahr.

Als verlässliche Partner suchen und entwickeln sie gemeinsam mit den Kunden nachhaltige und passgenaue Förder- und Finanzlösungen. So unterstützen sie Unternehmen und Organisationen dabei, nachhaltige Geschäftsideen umzusetzen sowie innovative Produkte und Technologien auf den Markt zu bringen. Auf diese Weise fördern öffentliche Banken sowohl die Zukunftsfähigkeit ihrer Kunden als auch die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft.

Einige Beispiele aus der Praxis zeigen eindrucksvoll die Gestaltungskraft der Förderbanken:

  • Neben den Fördermöglichkeiten der EU und des Landes Niedersachsen unterstützt die NBank durch das Enterprise Europe Network (EEN) kleine und mittlere Unternehmen bei ihren Innovationsvorhaben und beim Aufbau internationaler Kontakte. Darüber hinaus unterstützt die Förderbank kleine und mittlere Unternehmen in Niedersachsen mit einem kostenlosen Nachhaltigkeits-Audit. Das Audit-Team analysiert und bewertet das Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte. Der danach erstellte Auditbericht zeigt Stärken und Schwächen auf und gibt Handlungsempfehlungen für die weitere Entwicklung. Darauf aufbauend wird gemeinsam ein Aktionsplan erarbeitet und umgesetzt.
     
  • Auch viele der Förderprogramme der Bremer Förderbank BAB in den Bereichen Wirtschaftsförderung und Gründung enthalten Aspekte der Nachhaltigkeit, wie die Schaffung und die Erhaltung von Arbeitsplätzen oder die Anschaffung effizienter Produktionsanlagen. Mit dem Programm zur Förderung anwendungsnaher Umwelttechniken (PFAU) werden zum Beispiel Zuschüsse und Darlehen für verschiedene Maßnahmen wie Forschung und Entwicklung, Innovationscluster oder Durchführbarkeitsstudien mit dem Ziel produktionsintegrierter Umweltschutztechniken vergeben. Mit dem Programm Social Entrepreneur berät die BAB Gründungsinteressierte und junge Unternehmen, die mit ihrem Geschäftsmodell gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, Fragen der Migration und Integration, Armut oder andere Aspekte der Nachhaltigkeit lösen wollen.
     
  • Gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft fördert die Thüringer Aufbaubank Innovationen, die durch eine Zusammenarbeit der lokalen Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft entstehen. Ziel ist es, Akteure aus Praxis und Wissenschaft besser miteinander zu verknüpfen und gemeinsam Ideen auszuprobieren und weiterzuentwickeln, die einen Beitrag für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Ernährung leisten.
     
  • Die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WI Bank) wieder unterstützt unter anderem die Digitalisierung der Schulen. Das Institut bündelt für die öffentlichen und privaten Schulträger seit vielen Jahren Fördermittel des Bundes und Landes und ergänzt diese oftmals durch Förderkredite, die auf dem Kapitalmarkt und in Zusammenarbeit mit anderen Förderbanken refinanziert werden. Mit Hilfe dieser Administration von Fördermitteln aus verschiedenen öffentlichen Quellen in einer Hand wurden über die WI Bank in Zusammenarbeit mit dem Land Hessen in den vergangenen zwölf Jahren insgesamt mehr als 2,6 Milliarden Euro für Bauvorhaben und Ausstattungsinvestitionen hessischer Schulen zur Verfügung gestellt.

Von der NBank bis zur WI Bank und von der nachhaltigen Landwirtschaft bis zum Social Entrepreneurship - die oben aufgeführten Fördermaßnahmen sind nur einige wenige Beispiele dafür, wie Förderbanken durch ihre tägliche Arbeit als starke Transformationsmotoren wirken. Wie umfassend dieser Beitrag ist, zeigt auch die aktuelle VÖB-Förderstatistik. So haben die Förderbanken des Bundes und der Länder die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr mit Zuschüssen im Wert von knapp 44 Milliarden Euro unterstützen können. Mit fast 28 Milliarden entfiel ein Großteil der Zuschüsse auf die gewerbliche Förderung. Über 10 Milliarden Euro flossen in den Wohnungs- und Städtebau. Die restliche Summe verteilt sich auf die kommunale Förderung, die Landwirtschaft und Sonstiges. Auch die Darlehenszusagen blieben mit 81 Milliarden Euro auf einem hohen Niveau.

Regelwerke praxisgerecht ausgestalten

Doch damit Förderbanken ihre wichtige Aufgabe auch zukünftig erfolgreich wahrnehmen können, müssen auch die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Umsetzung von Basel III die Banken nicht über Gebühr belasten darf. Insbesondere das Fördergeschäft darf durch die Regelungen nicht erschwert werden. Auch die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers auf 0,75 Prozent sollte überdacht beziehungsweise verschoben werden. Denn durch die Heraufsetzung stünden weniger Mittel für die Vergabe von Krediten zur Verfügung. Gleichzeitig gilt es auch, Regelwerke, die die notwendige Transformation vorantreiben sollen, praxisgerecht auszugestalten. Insbesondere die EU-Taxonomie muss gut umsetzbar sein, damit sie ihr Ziel auch wirklich erreicht. Aktuell ist das noch nicht der Fall.

Dies sind nur drei Beispiele für Themen, die jetzt angegangen werden müssen, damit Förderbanken die Transformation weiter mit viel Kraft unterstützen können.

Die vergangenen zweieinhalb Jahre haben klar gemacht, dass sich vieles ändern muss. Wir müssen innovativer, digitaler und nachhaltiger werden. Dabei unterstützen uns die Förderbanken des Bundes und der Länder - denn sie sind wahre Transformationsmotoren. Mit ihrer Hilfe schafft Deutschland den Sprung in die neue Zeit.

Iris Bethge-Krauss , Hauptgeschäftsführerin , Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands e. V. (VÖB), Berlin
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