Die zum Jahresende 45 Mitgliedssparkassen im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) sind mit Blessuren durch das Corona-Jahr 2020 gekommen, so die Bilanz des Geschäftsführenden OSV-Präsidenten, Dr. Michael Ermrich, und des Verbandsgeschäftsführers, Wolfgang Zender, am Dienstag in Berlin. Die Kreditvergabe erhöhte sich noch einmal um 18,6 Prozent. Die Einlagen wuchsen um 9,6 Prozent auf rund 120 Milliarden Euro. „Die Kunden haben uns im Krisenjahr mehr denn je ihr Geld anvertraut, darauf können wir stolz sein. Unseren Sparkassen fehlen jedoch Möglichkeiten, diese Gelder zu investieren bzw. zinsbringend anzulegen. Das stellt sie angesichts der langanhaltenden Negativzinspolitik der EZB vor Probleme“, so Ermrich.
Allein in den zurückliegenden drei Jahren sei das Betriebsergebnis der OSV-Sparkassen um 165 Millionen Euro gesunken. Das entspreche fast der Summe, die die Sparkassen von 2017 bis 2020 für ihre gemeinwohlorientierte Unterstützung von Kultur, Sport, Sozialem und Bildung bereitgestellt hatten. „Unsere Mitgliedssparkassen haben in beachtlichem Tempo zusätzliches Geschäft gemacht und Abläufe optimiert. Aber das bewirkt leider kein zusätzliches Einkommen. Es dämpft lediglich den Rückgang des Betriebsergebnisses ab. Dies drohe aber die Grundlage für das Geschäftsmodell zugunsten der heimischen Wirtschaft zu zerbröseln“, so Ermrich weiter.
Im vergangenen Jahr vergaben die 45 OSV-Sparkassen insgesamt neue Kredite in Höhe von 13,68 Milliarden Euro und damit 18,6 Prozent mehr als 2019, davon 7,2 Milliarden Euro für Unternehmen und Selbständige (plus 23,2 Prozent) und 6,1 Milliarden Euro für Privatpersonen (plus 17,8 Prozent). Bei den Wohnungsbaufinanzierungen bewilligten sie neue Kredite in Höhe von 7,4 Milliarden Euro (plus 28,0 Prozent). Das Kreditvolumen stieg 2020 im Jahresverlauf auf 65,5 Milliarden Euro (plus 7,3 Prozent), davon entfielen 32,5 Milliarden Euro (plus 8,9 Prozent) auf Unternehmen und Selbständige und 27,2 Milliarden Euro (plus 9,0 Prozent) auf Privatpersonen.
Das Einlagenvolumen stieg um 9,6 Prozent (10,5 Milliarden Euro) auf 120 Milliarden Euro. Die Geldvermögensbildung der Privatkunden liegt mit rund plus 9 Milliarden Euro weiterhin auf einem hohen Niveau (plus 58,1 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum). Die Kunden bevorzugten wie in den Vorjahren die kurzfristig verfügbaren Sichteinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten. Ihr Volumen stieg 2020 um 17,4 Prozent auf 76,7 Milliarden Euro. Begehrt waren auch Spareinlagen mit normaler Verzinsung, deren Anteil um 6,4 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro wuchs. Der Umsatz im Kundenwertpapiergeschäft betrug 9 Milliarden Euro (plus 12,9 Prozent), der Nettoabsatz lag bei 1,8 Milliarden Euro (plus 36,7 Prozent). Am beliebtesten waren Investmentfonds (plus 8,2) sowie Aktien und Optionsscheine (plus 128 Prozent).
Wiederum mussten die ostdeutschen Sparkassen angesichts der Negativzinssituation mit 0,85 Prozent der DBS (1,15 Milliarden Euro) einen Rückgang des Betriebsergebnisses vor Bewertung hinnehmen. Die Cost-Income-Ratio lag 2020 bei 61,4 Prozent (2019: 60,8 Prozent). Der vergleichbare Wert der großen deutschen Privatbanken bewegte sich nach wie vor deutlich über 80 Prozent.