Gespräch des Tages

VR Leasing - Die Gunst der Kleinteiligkeit

Dass die Finanzmarktkrise speziell im vierten Quartal des vergangenen Jahres den deutschen Mittelstand erreicht hat, spürt auch die Leasing-Branche. Während die Deutsche Leasing dank ihres Jahresabschlusses zum Stichtag 30. September in der Ertragsrechnung noch von dem großen Einbruch verschont blieb, (Kreditwesen 24-2008 und 7-2009), zeigt die genossenschaftliche VR Leasing die trüben Auswirkungen der Finanzmarktkrise über den Herbst 2008 hinaus bis in die Aufhellungsphase zum Jahresbeginn 2009 schon in ihrer aktuellen Berichterstattung. Als größte Gesellschaft des Sparkassenlagers konnte die DL noch von einem leichten Anstieg des wirtschaftlichen Ergebnisses auf 149 (143) Millionen Euro berichten, in dem auch die Substanzwertveränderungen erfasst werden. Die VR Leasing hingegen meldet starke Einbußen, zumindest soweit sie sich in ihrer Rechenschaftslegung zunächst in den gewohnten GuV-Kategorien bewegt. Um gleich 65,8 Prozent auf 19,2 Millionen Euro hat sich demnach ihr Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit verringert. Eine spürbare Steigerung von 12,7 Prozent wird für den Verwaltungsaufwand ausgewiesen. Die Risikovorsorge ist um satte 58,1 Prozent auf 46 Millionen Euro nach oben gesprungen. Deutlich verschlechtert zeigt sich die Cost Income Ratio - 68,6 (62,6) Prozent. Und mit 7,1 (19,7) Prozent hat sich die Eigenkapitalrendite weit mehr als halbiert.

Wenn der genossenschaftliche Leasinganbieter seinem Substanzwert, also dem kompletten Ergebnispotenzial wie es sich im gesamten Portfolio widerspiegelt, im Berichtsjahr eine Steigerung um 9,2 Prozent auf 675 Millionen Euro bescheinigt, so klingt auch das merklich freundlicher und dokumentiert eine gewisse Zuversicht. Nicht nur die Erfahrungen der Vergangenheit stützen einen verhaltenen Optimismus - in Krisenzeiten konnte die Branche ihren Anteil an den Gesamtfinanzierungen regelmäßig aufstocken

-, sondern auch der Verlauf des ersten Quartals 2009. Denn im Inland konnte die VR Leasing in den ersten drei Monaten 2009 ein Plus beim Neugeschäftsvolumen um 15,1 Prozent verbuchen. Dieser ordentliche Start war neben der Abwrackprämie (plus 31,1 Prozent bei den Stückzahlen an Fahrzeugen) auch anderen Bereichen der Investitions- und Absatzfinanzierung zu verdanken, etwa den plus 36,4 Prozent bei der Medizintechnik. In ihrer Gesamtprognose für das Geschäftsjahr 2009 bleibt die Gesellschaft gleichwohl sehr zurückhaltend. Zwar wird für das Neugeschäft im Inland durchaus ein Wachstum um zehn bis 15 Prozent für realistisch gehalten. Und auch beim Ergebnis wird aller erwarteter Risikobelastungen zum Trotz eine Steigerung nicht ausgeschlossen. Aber die Aussichten im osteuropäischen Ausland auf neues Geschäft werden als ausgesprochen düster eingestuft. Schon in den ersten drei Monaten gab es einen Einbruch um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und allem aktuellen Eindruck nach betreibt die VR Leasing das Neugeschäft etwa in Ungarn und Russland ganz bewusst ausgesprochen defensiv. Die derzeit geltende Devise vom "kontrollierten Wachstum in Mittel- und Osteuropa" bedeutet im Lichte der prognostizierten Erwartungen einen sehr restriktiven Kurs. Denn in Summe wird das Neugeschäftsvolumen 2009 auf rund 3,8 Milliarden Euro veranschlagt und läge damit unter dem Niveau des Jahres 2004.

Bei so viel selbst verordneter Vorsicht in ihren mittel- und osteuropäischen Aktivitäten stellt sich sogleich die Frage nach deutlich erhöhten Ausfallquoten bei bestehenden Vertragsverhältnissen in diesen Ländern. Das gilt umso mehr, als die dortigen Leasingverträge traditionell auf Euro lauten und die Währungsrisiken, etwa aus der hohen Abwertung von Forint und Rubel, von den Kunden getragen werden müssen. Gegen ein Schreckensszenario massenhafter Zahlungsausfälle sieht sich die genossenschaftliche Leasinggesellschaft derzeit noch vergleichweise immun. Zum einen verweist sie auf eine vorsichtige Risikokalkulation in der Vergangenheit und den möglichen Zugriff auf die Leasingobjekte als Sicherheit. Und zum anderen hält sie sich insbesondere durch die Kleinteiligkeit der Einzelgeschäfte für relativ gut geschützt. Bei überschaubaren Leasingraten von 80 bis 120 Euro, so das Kalkül, werden die Kunden - selbst bei weiteren Abwertungstendenzen ihrer Heimatwährungen - bevor sie etwa die Zahlungen auf das geleaste Auto einstellen, lieber an anderen Stellen Einschränkungen ihres Lebensstandards in Kauf nehmen.

Auch in einem ganz anderen Segment ihrer strategischen Ausrichtung, nämlich dem Factoring, sieht die VR Leasing übrigens die Kleinteiligkeit ihres Geschäftes bewährt. Dass diese Finanzierungsvariante, die seit fünf Jahren in der Tochtergesellschaft VR Factorem betrieben wird, auch in kleinen und mittleren Unternehmen wachsen könnte, sei seinerzeit am Markt umstritten gewesen. Heute wertet die Gesellschaft die positive Entwicklung ihres Factoringarms, an dem sie mittlerweile 74,9 Prozent der Anteile hält, als Belohnung für den Mut, dieses Geschäftsfeld auch in vergleichsweise kleinen Losgrößen forciert zu haben. Der Umsatz im Factoring konnte im Berichtsjahr um mehr als ein Drittel auf 1,882 Milliarden Euro gesteigert werden. Und die Zahl der Kunden, deren Neuverträge zu 95 Prozent über Volks- und Raiffeisenbanken vermittelt werden, wuchs um mehr als 50 Prozent.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X