Gespräch des Tages

Markenpolitik - Schwieriger Spagat für die Targobank

Es war einmal eine Bank. Diese Bank wurde 1935 von Walter Kaminsky in Düsseldorf unter dem Namen Kundenkreditbank, kurz KKB, gegründet und hatte, wie es der Name schon ausdrückt, zum hauptsächlichen Ziel, den Verbraucher einfach mit schnellen Krediten zu versorgen. Die Ursprünge des heutigen Ratenkredits waren geboren. Das machte diese Bank so gut, dass sie sogar in den Fokus der Deutschen Bank rückte und um ein Haar vom Branchenprimus übernommen worden wäre, wenn Eckart van Hooven die übrigen Vorstandsmitglieder nur hätte überzeugen können. Es kam nicht dazu, was wiederum einige Jahrzehnte später die Citibank freute. Denn den Amerikanern gelang mit der Übernahme der KKB 1989 der entscheidende Schritt in den stets umkämpften deutschen Privatkundenmarkt. Aus KKB wurde Citibank, das Geschäftsmodell blieb das gleiche. Und das ging gut bis in das neue Jahrtausend hinein. Als man es um des Volumens willen mit der Risikoprüfung nicht mehr so genau nahm, und schließlich auch voll in den teuren Preiswettbewerb um Tagesgeld einstieg, wurden die Freiheiten weniger und es kamen erste Unstimmigkeiten mit der Mutter auf. Im Zuge der Finanzkrise schließlich musste die Citibank Privatkunden AG an die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel verkauft werden - was immerhin stolze 4,9 Milliarden Euro in die leeren Kassen spülte. Dem Eigentümerwechsel folgt nun erneut ein Namenswechsel - Targobank.

Doch nicht nur das, die neue Targobank hat anspruchsvolle Ziele. Eine Million neue Kunden will man in Deutschland in den kommenden fünf Jahren gewinnen. Und auch aus der Ecke des Ratenkreditspezialisten möchten die Verantwortlichen gerne noch weiter heraus und bitte schön gleich Hausbank für die Kunden werden. Dabei gilt es einen ausgesprochen schwierigen Spagat zu bewerkstelligen, nämlich einerseits das Gefühl zu vermitteln, frisch, jungfräulich und von der Vergangenheit unbelastet an den Start zu gehen, gleichzeitig aber Vertrauen und Solidität zu erwecken, indem auf 80 Jahre Erfahrung gebaut wird. Allein für die Kommunikationskampagne werden 30 Millionen Euro aufgewendet, die Produktpalette wird der Übersichtlichkeit halber von rund 80 auf 25 Produkte abgespeckt, die Beratungsgespräche mit den Kunden mittels eines neuen Computersystems optimiert und Anforderungen des Verbraucherschutzes wie sogenannte Produktinformationsblätter und Ampelmodelle zu Beginn des zweiten Quartals dieses Jahres erfüllt. Doch reicht das aus, den dominierenden Platzbanken aus den beiden Verbünden Marktanteile im breiten Privatkundengeschäft abzujagen? Die drei Willkommensangebote zum Targobank-Start - ein kostenloses Girokonto, Festgeld zu garantierten drei Prozent und ein Kredit zu 5,99 Prozent - sind noch frei von der angekündigten Qualitätsoffensive und setzen stattdessen lieber auf so etwas Bewährtes wie die Konditionen.

Das aber können so viele andere auch. Man wird also abwarten müssen, ob es der Kundenkreditbank Targobank wirklich gelingt, das gute alte Image endgültig abzulegen und wie lange die Geduld der Mutter währt. Zwar sind die Franzosen dem deutschen Markt deutlich näher als es die US-Amerikaner sind, doch gelten auch sie nicht als allzu geduldige Shareholder. Man wird liefern müssen bei der Targobank - ein dreistelliges Millionenergebnis für 2009 haben die Verantwortlichen bereits angekündigt, im laufenden Jahr soll es trotz der Investitionen in Kampagnen und Integration in den Crédit-Mutuel-Konzern noch weiter steigen. Das klingt nach einem vielversprechenden Beginn - und mehr Wettbewerb freut nicht zuletzt die Kunden. Nur gesund muss er sein.

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