Gespräch des Tages

Kreditgenossenschaften - Außergewöhnlich

Die Botschaft, die BVR-Präsident Uwe Fröhlich anlässlich der Verkündung der konsolidierten Jahresergebnisse verbreiten wollte, war klar und eindeutig: Es war ein richtig gutes Jahr für den genossenschaftlichen Finanzverbund, allerdings war es auch ein außergewöhnliches Jahr, das nicht allzu leicht zu wiederholen sein wird. Dennoch stimme die Richtung, sodass die Kreditgenossen in Deutschland weiterhin auf Marktanteilsgewinne hoffen dürfen. Mit 8,1 Milliarden Euro fiel der konsolidierte Gewinn vor Steuern der gesamten Gruppe im Geschäftsjahr 2010 rund 1,5 Milliarden Euro oder 22 Prozent höher aus als 2009. Dank eines geschickten Managements des Steueraufwands - für den deutlich höheren Gewinn 2010 fielen mit rund zwei Milliarden Euro genauso viele Steuern an wie für das Vorjahr - verbleibt unter dem Strich ebenfalls ein Plus von 1,5 Milliarden Euro auf 6,1 Milliarden Euro. Erfreulich entwickelte sich dabei der Zinsüberschuss mit einem Plus von gut neun Prozent auf knapp 19 Milliarden Euro sowie die Risikovorsorge mit einem Rückgang um 60 Prozent auf knapp 900 Millionen Euro. Auch das Provisionsergebnis legte um knapp zehn Prozent zu. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern belief sich bereinigt um alle Kapitalverflechtungen innerhalb des Verbundes auf stolze 13 Prozent.

Das Verhältnis von Zins- zu Provisionsüberschuss von knapp vier zu eins sei für den Moment in Ordnung, so Uwe Fröhlich, mit Blick auf morgen gerichtet allerdings durchaus kritisch zu sehen, da die Regulierung den Provisionsüberschuss schmälern werde. Es liege nun an den Verbänden, die Primärstufe mit entsprechenden Dienstleistungsangeboten zu unterstützen, da angesichts des drohenden Endes der Niedrigzinsphase auch der Zinsüberschuss stärker unter Druck geraten wird - auch wenn der Anteil der Fristentransformation bei den Kreditgenossen lediglich 20 Prozent betrage. Überhaupt die Regulierung: Hier liegen die Verbandsvertreter noch in einigen Punkten mit den Brüsseler und anderen Wettbewerbshütern und Aufsichtsbehörden über Kreuz. Bereits durchgesetzt wurde die Anerkennung der Genossenschaftsanteile als Eigenkapital. Nachbesserungsbedarf besteht aus Sicht des BVR noch bei den Kapitalabzügen bei Beteiligungen, da die Beteiligungen der Primärbanken an den Verbundinstituten vom Sinn her anders zu betrachten und damit zu bewerten seien als in einem Konzern. Stand heute müssen diese Beteiligungen bei den Ortsbanken vom haftenden Eigenkapital abgezogen werden, was weitere Erhöhungen der Anteile oder gar eine Kapitalerhöhung bei der DZ Bank doppelt schwierig machen würde.

Auch die Liquiditätsvorschriften hätte man gerne an die Besonderheiten des Verbundes angepasst, denn, so die Argumentation, es mache keinen Sinn, die Liquidität einer einzelnen Volks- oder Raiffeisenbank zu bewerten, diese sei liquide, solange der Verbund liquide sei. Und schließlich hoffen die Genossenschaftsvertreter noch auf eine Korrektur bei der Behandlung von den Krediten an den Mittelstand und schlagen vor, die notwendige Eigenkapitalunterlegung nur auf 75 Prozent der Kreditsumme anzuwenden, damit die Preiserhöhung nicht voll auf die Mittelstandsversorgung durchschlägt und so den Aufschwung gefährdet. Ein Argument, das angesichts der derzeitigen Lage in Europa, in dem Deutschland der treibende Wachstumsmotor ist, sicherlich bedeutender wird.

Allerdings bleibt bei allem Verständnis für die Forderungen natürlich die Frage, wie viele Ausnahmen eine nach Harmonisierung und gleichen Regeln strebende Behörde zulassen kann, ohne "Nachahmern" Tür und Tor zu öffnen, verbunden mit der Gefahr, dass die ehedem festen Regeln weich und dank der Vielfalt der Ausnahmen undurchsichtig werden. Das Gegenargument der Kreditgenossen: Dies seien keine Ausnahmen für eine deutsche Bankengruppe. Immerhin ist die Hälfte der 8 000 europäischen Banken in Form der Genossenschaft organisiert, hat einen Marktanteil von rund 20 Prozent und verfügt über mehr als 50 Millionen Mitglieder. Ob das genug Gewicht ist?

Noch keine Bewertungen vorhanden


X