Gespräch des Tages

Kartenzahlungsverkehr - Hände weg

Eines kann man den handelnden Personen in der Europäischen Kommission bei der Aufarbeitung der Europäischen Banken- und Schuldenkrise derzeit wahrlich nicht vorwerfen: Allzu große Zögerlichkeit, irgendwelche Hemmungen vor Althergebrachtem, besondere Sentimentalität im Umgang mit nationalem Stolzempfinden oder gar ein Mangel an Ideen, wie das Bankgeschäft ihrer Meinung nach sicherer gemacht werden kann. AIFM, MiFID, CRD IV, EBA, Bankenunion, Aufsicht bei der EZB, europäische Einlagensicherung - all das sind nur einige wesentliche der vielen Stellschrauben, an denen derzeit gedreht wird. Dass dabei mitunter (als Drohgebärde vielleicht sogar bewusst) über das Ziel hinausgeschossen wird, ist ebenso klar und verständlich wie die Tatsache, dass die Kommissare die Dinge in der Öffentlichkeit zwar ausgesprochen hart und unnachgiebig vertreten, auf den darunter befindlichen Arbeitsebenen dagegen ein größerer Pragmatismus vorherrscht. Dennoch sorgt das Vorgehen immer wieder für Empörung bei den Bankgruppen.

Auch in Sachen Grünbuch, der neuen Marschroute der EU-Kommission in Sachen kartengestütztem Zahlungsverkehr, liegen gut Gemeintes und gut Gemachtes aus Sicht der Branche noch weit auseinander. Als wesentliche Anliegen der Generaldirektion Wettbewerb an den Zahlungsverkehr der Zukunft sind gleiche Wettbewerbsbedingungen, die Beseitigung von Markteintrittsbeschränkungen, Wahlmöglichkeiten für Konsumenten und Händler durch unterschiedliche Payment Schemes sowie die Transparenz der anfallenden Preise und Gebühren zu nennen, wie Rita Wezenbeek, Abteilungsleiterin der GD Wettbewerb auf dem Bankkartenforum der Zeitschrift "cards Karten cartes" kürzlich erklärte. Beim Kampf gegen die sogenannte Interchange hat die Kommission schon viel erreicht: Sowohl für Mastercard als auch für Visa wurden diese Gebühren von Gerichten für unzulässig erklärt. Dass nun alles auf höhere Kosten für den Verbraucher als schwächstes Glied der Kette hinausläuft, scheint die Verantwortlichen in Brüssel nicht zu stören. Solange die Preise transparent sind. Wenig Erfolg gibt es dagegen beim Aufbau von europäischen Zahlungsverkehrsnetzen zu vermelden. Weder das von der Deutschen Bank favorisierte Monnet noch das von den beiden Verbundgruppen vorangetriebene EAPS kam nennenswert über den Verhandlungsstatus hinaus. Ob es nun Girocard richten kann?

All das ist allerdings zwar lästig, aber noch nicht kriegs-, sprich wettbewerbsentscheidend für die deutschen Banken und Sparkassen. Größte Vorsicht ist dagegen beim Thema Markteintritt geboten. Zahlreiche Onlinehandelsunternehmen und Telefondienstleister nehmen die wachsende Bedeutung von E-Payments zum Anlass, einmal mehr zu versuchen, bankähnliche, sprich Zahlungsverkehrs-Dienstleistungen anzubieten und sich so ein Stück aus dem Erlöskuchen herauszuschneiden. Allerdings fehlt all den neuen Konkurrenten ein entscheidender Faktor: das Konto beziehungsweise die Informationen, ob auf dem Bankkonto des Kunden auch tatsächlich die entsprechende Deckung für den Einkauf vorliegt. Sollte die EU nun auf die Idee kommen, wie durchaus diskutiert wird, Banken zu verpflichten, anderen Unternehmen Einblick in die Kunden- und Kontendaten zu gewähren, so wäre dies eine Verletzung der Kunde-Bank-Beziehung und auch ein nicht unerheblicher Eingriff in den Wettbewerb. Da kann man nur wieder einmal den früheren Zahlungsverkehrsspezialisten der Deutschen Bank, Burkhardt Pauluhn, zitieren, der schon in den achtziger und neunziger Jahren immer wieder betonte: Hände weg von den Kundendaten deutscher Banken und Sparkassen!

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