Gespräch des Tages

Investmentfonds - Noch reichlich Potenzial

Man kann die deutschen Anleger offensichtlich nicht zu ihrem Glück zwingen. Trotz guter Aktienmärkte (Dax mehr als 24 Prozent im Plus; M-Dax gar 38 Prozent im Plus) haben sich die hiesigen Sparer im vergangenen Jahr mit Blick auf die Wertentwicklung ihrer angelegten Mittel keineswegs mit Engagements in Aktien schadlos gehalten. Sondern in ihrer großen Mehrzahl verharren sie in derzeit recht niedrig verzinsten Spareinlagen. Das hat 2013 vielen Bürgern eindeutig reale Verluste beschert, wie die meisten durchaus erkannt haben. Dass nicht zuletzt die Klientel der Volksund Raiffeisenbanken von solchen Einbußen betroffen ist, weiß man auch bei der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment. Und so sieht der Vorstandsvorsitzende Hans Joachim Reinke sein Haus in einer besonderen Verantwortung, den Sparern und Kunden Wege aus diesem Zinsdilemma aufzuzeigen. Das klingt zunächst einmal ganz selbstlos, kann aber für beide Seiten von Vorteil sein. Denn natürlich ist es in der heutigen Zinsphase für jeden Anbieter enorm vertrauensbildend, wenn er seinen Kunden auf deren Jahresbescheinigung eine Wertentwicklung ihrer Depots präsentieren kann, die weit über den Konditionen der Spareinlagen liegt. Genau das konnte im Berichtsjahr 2013 wie viele andere Fondsgesellschaften auch die Union Investment.

Über alle Wertpapierklassen hinweg erwirtschafteten ihre Fonds eine Wertentwicklung von 5,7 (im Vorjahr 8,3) Prozent netto, bei Aktienfonds waren die Renditen sogar zweistellig. Viele Anleger mit Durchhaltevermögen sind damit nach den zuletzt zwei guten Aktienjahren mit ihren Wertpapierdepots zumindest wieder bei Werten angelangt wie sie sie vor der Finanzkrise kannten. Und mit der Wertentwicklung der verbliebenen Aktienfonds sowie der neu hinzugekommenen Mischfonds dürften sie in 2012 und 2013 angesichts sonstiger Renditeaussichten überwiegend sehr zufrieden gewesen sein.

Wie kann man die Anleger am Aufschwung der Kapitalmärkte beteiligen, ohne gleich ganz auf Aktienfonds zu setzen? So in etwa muss die Produkt- und Vertriebsphilosophie der Union gelautet haben. Denn für die reine Aktienanlage, so haben die vergangenen Jahre seit der Dotcom-Krise gezeigt, sind die deutschen Anleger längst noch nicht wieder zu begeistern. Es ging folglich darum, die Überzeugung von der langfristigen Überlegenheit der Aktienrenditen dennoch in den eigenen Produktlösungen umzusetzen, wenn auch nicht in Reinkultur. Herausgekommen ist die Forcierung der sogenannten Multi-Asset-Fonds, mit denen die genossenschaftliche Fondsgesellschaft dem Sicherheitsbedürfnis der Kunden nachkommen und dennoch mehr Ausgewogenheit in die Geldanlage bringen will. Deren Absatzerfolg kann sich im Berichtsjahr 2013 sehen lassen. Allein den sechs Private-Fonds-Lösungen sind 2,216 Milliarden Euro an neuen Geldern zugeflossen. Das ist ungleich mehr als in den beiden Vorjahren (0,982 beziehungsweise 0,414 Milliarden Euro in den Jahren 2011 und 2012). Mit dieser Spielart von risikoorientierten Fonds, allesamt ohne Ausgabeaufschlag und mit einer Verwaltungsgebühr je nach Risikoklasse zwischen 1,0 und 1,5 Prozent, so gibt man sich bei der Union überzeugt, lassen sich in kleinen Schritten die tradierten sicherheitsorientierten Verhaltensmuster der deutschen Anleger abbauen. Immerhin hat die Variante mit der höchsten Risikoklasse derzeit einen Aktienanteil von 87 Prozent.

Wie schon in der Vergangenheit betreibt die Gesellschaft mit den Multi-Asset-Fonds einmal mehr eine sanfte Lenkung ihres Neugeschäftes. Vor fast zehn Jahren beispielsweise hat sie große Teile des Neugeschäftes in steuersparenden Fonds einsammeln können, ehe sie mit der Änderung der steuerlichen Rahmenbedingungen mit dem Jahressteuergesetz 2009 wieder umsteuern musste. Eine zweite erfolgreiche Schiene, die Kunden von den trüben Aussichten normaler Sparprodukte abzukoppeln, sind nach wie vor die Fondssparpläne. Allein der in den vergangenen drei Jahren von 761 100 über 807 000 auf 870 000 angestiegene Bestand an Ansparverträgen generiert mittlerweile regelmäßige Zahlungen von jährlich 1,1 Milliarden Euro, die wie erwünscht weit überwiegend in Aktien- und Mischfonds fließen.

Sollte die Niedrigzinsphase noch lange anhalten, darf die Union zudem auf weiteres Potenzial hoffen. Denn die Zahl ihrer gut vier Millionen privaten Kunden entspricht nicht annähernd der Kundenzahl der genossenschaftlichen Gruppe. Selbst wenn man sich an dieser Stelle nur auf die im Berichtsjahr noch einmal weiter gewachsene Zahl der 17,7 Millionen Mitglieder (Stand Ende 2013) beschränkt, sollte es noch genügend Ansprechpartner geben, die sich bei der momentanen Verzinsung ihrer Spareinlagen eigentlich mühelos von den Performancezahlen der Fondsbranche überzeugen lassen müssten.

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