Gespräch des Tages

IKB - Vielfach verrechnet

Auf 10,7 Milliarden Euro haben Tageszeitungen die Gesamtbelastungen der IKB Deutsche Industriebank AG beziffert, die von der Aufdeckung ihrer Schieflage im Sommer 2007 bis zu ihrem Verkauf an den amerikanischen Finanzinvestor Lone Star ein gutes Jahr später aufgelaufen sind. Ob die nähere Aufarbeitung dieses turbulenten Jahres ein paar Hundert Millionen Euro mehr oder weniger zutage fördert, spielt für die heutige Lagebeurteilung nicht mehr die entscheidende Rolle. Denn im Zweifel reihen sich die jüngsten Zahlen nur in eine Serie von Fehlkalkulationen. Als die deutsche Kreditwirtschaft am letzten Juli-Wochenende 2007 die gemeinsame Risikoabschirmung beschloss, und knapp zwei Wochen später einen Bankenpool unter Führung der KfW gründete, durfte die Förderbank noch von einer tragbaren Risikolage ausgehen. Selbst als die IKB Anfang September 2007 weitere stille Lasten in ihrer Bilanz aufdeckte, erhielt sie von der KfW noch Lob für die Bereitschaft, Restrukturierungsmaßnahmen aus eigener Kraft tragen zu wollen. Als einen Monat später in der KfW erstmals von einer Prüfung der Verkaufsoption die Rede war, sprach die Branche schon von weiteren unkalkulierbaren Risiken aus der ständigen Neubewertung der Portfolios in Milliardenhöhe. Spätestens als dieser wahre Ernst der Lage deutlich wurde, stand die KfW ziemlich alleine da und brauchte für die Risikoabschirmung bis Ende 2007 ihren gesamten Fonds für allgemeine Bankrisiken auf.

Von Fehleinschätzungen war auch der Verkaufsprozess geprägt. Zum Start Mitte Januar 2008 gingen die Verkäufer wie die Medien von vielen Bietern aus dem In- und Ausland aus. Selbst als sich so manche Adresse schon verabschiedet hatte, kalkulierte das BMF noch mit 800 Millionen Euro Erlös. Lone Star hat nun die kürzlich noch mit einer Kapitalerhöhung um 1,25 Milliarden Euro ausgestattete IKB weit unter Buchwert gekauft und sich von vornherein einen erheblichen Risikopuffer für die angepeilte Restrukturierung auf den Mittelstandskern gesichert. Auch diverse vertragliche Absprachen wie die weitere Kapitalerhöhung für die IKB von 225 Millionen Euro und 200 Millionen Euro Eigenkapitalausstattung für die Auslagerung des übernommenen Wertpapierportfolios lassen noch finanziellen Spielraum. Sollte die Restrukturierung der IKB misslingen, wäre das eine weitere Fehlkalkulation, diesmal von Lone Star, bei Erfolg lockt freilich eine umso sattere Verkaufsprämie.

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