Gespräch des Tages

IAS 32 - Gutachten in ungewohnter Konstellation

Was bewegt zwei finanzwirtschaftliche Verbände ein gemeinsames Gutachten zu speziellen Bilanzierungsfragen in Auftrag zu geben? Im speziellen Fall haben sich der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) und der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) zusammengetan. Sie wollen ihrem dringlichen Anliegen einer Modifikation des IAS 32 durch die vertrauenswürdige Beurteilung aus Sicht kompetenter Dritter zu gebührender Wahrnehmung auf internationaler Ebene verhelfen. Als problematisch empfinden die Verbände, dass Personenhandelsgesellschaften und Genossenschaften nach heutigem Stand der Dinge wesentliche Teile ihres gesellschaftsrechtlichen Eigenkapitals als Fremdkapital ausweisen müssen und deshalb erhebliche Wettbewerbsnachteile gegenüber Kapitalgesellschaften erleiden. Die diesbezügliche Einsicht des International Accounting Standards Board (IASB) und seine Änderungsvorschläge im Exposure Draft vom Juni 2006 gehen dem VÖB und dem DGRV jedenfalls nicht weit genug. Eben deshalb haben sie die Münsteraner Professoren Jörg Baetge und Hans-Jürgen Kirsch zurate gezogen und die Finanzierungsverhältnisse von Nicht-Kapitalgesellschaften in ausgewählten europäischen Ländern untersuchen lassen.

Schon geringfügige, sachlich begründete Modifikationen an den vorliegenden Änderungsvorschlägen des IASB reichen aus, so die zentrale Botschaft aus deren Gutachten, um die für mittelständische Unternehmen nach geltendem Gesellschaftsrecht zulässigen Eigenkapitalanteile in einem IFRS-Abschluss als bilanzielles Eigenkapital ausweisen zu können. Ob es seitens des IASB zu einem weiteren Umdenkungsprozess kommen wird, hängt nicht zuletzt von den bis 23. Oktober 2006 laufenden Konsultationen ab. Kommen bis dahin hinreichend viele Eingaben in entsprechender Richtung - und das möglichst auch aus den anderen einbezogenen Ländern Frankreich, Spanien und Großbritannien - dann könnte die Kapitalabgrenzung nach IAS 32 rechtsformneutral weiterentwickelt werden und auf breitere Akzeptanz im Mittelstand stoßen.

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