Kreditwesen-Weintipp

Forster Kirchenstück

Und obwohl er aus dem mit herausragenden Weinen gesegneten Spanien kam, soll Frangipani gestanden haben, dass keine andere Region der Welt Weine mit soviel Bouquet und Feuer hervorbrächte wie die Basaltböden um Forst. Als der Oberst mit seinem Regiment aus der Pfalz abgezogen wurde, habe er seine Soldaten vor dem Kirchenstück mit einem Parademarsch aufmarschieren lassen. Er selbst soll dabei seinen Schimmel in die Knie gezwungen und sich tief vor dem Hang des Kirchenstücks verneigt haben, um dieser Lage besondere Ehre zu erweisen.

Auch die hier ansässigen Winzer verehren die Forster Lagen. So besitzt das Deidesheimer Weingut Reichsrat von Buhl schon seit vielen Jahrzehnten mit etwa 9 000 Quadratmetern rund ein Viertel des "Forster Kirchenstücks". Die Spitzenlage wird durch kniehohe Sandsteinmauern und die Gebäude der Ortschaft geschützt. Tagsüber nimmt der Boden die Wärme der Sonne auf, um sie zum Ende des Tages an die Reben abzugeben. Während der Abendstunden wehren trocken-warme Winde aus der Haardt feuchte und kalte Luftmassen zuverlässig ab. Die Jahresniederschläge bewegen sind mit 500 Millimetern deutlich unterhalb des Richtwerts, der für Trockengebiete kennzeichnend ist - das Gebiet liegt im Regenschatten des westlich gelegenen Pfälzer Walds.

Neben dem durchgängig hohen Basaltgehalt ist der Boden des Kirchenstücks überaus vielfältig: Er variiert von Buntsandsteinverwitterung über sandigen Ton bis hin zu Lehm; teilweise findet sich auch Kalksteingeröll. Aus der Bandbreite der Böden resultiert die Vielschichtigkeit der Weine. Da der Hang nur schwach geneigt ist, können die Mitarbeiter des Weinguts Reichsrat von Buhl den Boden mit Maschinen bearbeiten. Da jeder Stock individuell gepflegt werden muss, erfolgen alle anderen Arbeiten von Hand. Darüber hinaus ist das Weingut in den vergangenen Jahren zu einem konsequent umweltschonenden Weinbau übergegangen.

Rund 150 Jahre befand sich der Betrieb im Familienbesitz. Bereits nach der Gründung im Jahr 1849 erwarb er einen bedeutenden Ruf - auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Bei den Weltausstellungen von Paris, Brüssel und Chicago erzielte das Weingut höchste Auszeichnungen. So rühmt es sich bis heute damit, dass seine Weine zu Beginn des 20. Jahrhunderts höher eingeschätzt worden seien als die vornehmsten Gewächse der Bourgogne und des Bordelais; bei der Einweihung des Suezkanals sollen die Honoratioren mit einem Buhlschen Riesling angestoßen haben. Heute befindet sich das Weingut im Eigentum des Neustadter Unternehmers Achim Niederberger, der auch die Weingüter Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan und Dr. Deinhard sein Eigen nennt.

Eines der größten Meisterwerke aus dem Haus Reichsrat von Buhl ist die Riesling Spätlese trocken, Forster Kirchenstück Erste Lage, aus dem Jahr 2005: saftig, dicht und gehaltvoll, mit üppiger mineralischer Würze und pikanter Säure. Ein gelungenes Pfälzer Großes Gewächs, das internationale Anerkennung - um nicht zu sagen Hochachtung - verdient hat.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

Noch keine Bewertungen vorhanden


X