Gespräch des Tages

Finanzmärkte - Schlaue Investoren

Milliardenschwere Abschreibungen, kaum Finanzierungsquellen, Notenbanken in der Klemme zwischen Inflationsgefahren und handfesten Liquiditätsnöten - die gegenwärtige Situation an den Finanzmärkten stellt sich für Banken zwar keineswegs lebensbedrohlich, aber doch alles andere als angenehm dar. Vor allem bei den großen US-Banken und der Schweizer UBS hat die Sub-prime-Krise tiefere Spuren hinterlassen als viele zunächst anzunehmen wagten. Gute Nachricht Nummer eins: Keines der Institute wird deshalb nachhaltige Probleme haben. Natürlich sind Wertberichtigungen von mehr als 20 Milliarden Dollar auch für eine Citigroup nicht so ohne Weiteres zu verdauen. Doch wer im Jahr 2006 ebenfalls mehr als 20 Milliarden Dollar verdient hat, bricht dadurch nicht zusammen. Zum Vergleich: Im Jahr 2002 musste die Commerzbank einen Konzernverlust von 298 Millionen Euro hinnehmen und verkraftete im dritten Quartal trotzdem das Großreinemachen mit Abschreibungen auf Beteiligungen im Volumen von 2,3 Milliarden Euro.

Gute Nachricht Nummer zwei: Allen Finanzierungsengpässen zum Trotz gelingt es den betroffenen Instituten bislang immer noch wie damals der Commerzbank auch - mittels Kapitalerhöhung für neue Mittel zu sorgen. Nur sind die Investoren andere geworden. Aktuell nutzen vor allem große ausländische Staatsfonds die Möglichkeit des günstigen und damit lukrativen Einstiegs in die Finanzszene. Verständlich, denn es gibt sicherlich im Moment nur wenig andere Anlagemöglichkeiten, die auf mehrere Jahre begrenzt fast kein Risiko beinhalten und eine sehr auskömmliche Rendite garantieren. Die Banken tun das. Neben der Deutschen Bank haben Staatsfonds vor allem bei Merrill Lynch, Citigroup und UBS investiert. Bei den Schweizern rettete der Fonds aus Singapur damit wahrscheinlich sogar den Kopf von Marcel Ospel. Wen mag es da schon stören, dass bis zum Einstieg des Fonds nur von acht Milliarden Schweizer Franken an notwendigen Berichtigungen die Rede war, plötzlich aber die Summe auf 14 Milliarden Schweizer Franken stieg? Ein solcher Investor will natürlich ein gewisses Risikopolster. Und eine auf zwei Jahre garantierte Rendite von neun Prozent versüßt den Einstieg natürlich auch noch. Mit Blick auf die Stabilität des gesamten Finanzsystems sind die Staatsfonds als Kapitalgeber sicherlich zu begrüßen. Aus Sicht der Altaktionäre gilt das wohl eher nicht, denn diese müssen die Zeche in Form höherer Abschreibungen alleine tragen, während die neuen Investoren an künftigen Gewinnen natürlich voll beteiligt sind.

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