Gespräch des Tages

Fidelity - Schwacher Trost

Die Berichterstattung 2010 begann mit einer klaren Botschaft. Das besondere Entwicklungspotenzial der Emerging Markets einschließlich Afrika ist von Fidelity klar erkannt worden. Es war richtig und erfolgreich, in diesem Segment eine Produkt- und Marketingkampagne zu starten, denn deren Erfolge lassen sich eindeutig an den Zahlen ablesen. Im Produktbereich Aktienfonds Asien und Emerging Markets beziffert die Gesellschaft ihren Mittelzufluss in den ersten elf Monaten 2010 auf gut 166 Millionen Euro. Der Marktanteil an den Assets under Management wird auf stolze 16,6 Prozent veranschlagt.

Beim Blick auf die Gesamtbilanz des Unternehmens erweist sich diese gute Einzelnachricht freilich als ein schwacher Trost. Denn mit Mittelzuflüssen von 162 Millionen Euro im Asset Management ist Fidelity deutlich unter dem Vorjahreswert von 937 Millionen geblieben. Zu spüren bekommen hat die Gesellschaft insbesondere die starken Mittelabflüsse im Segment Aktienfonds Europa, die bei allem Aufschwung der Anlageregion Asien beziehungsweise Emerging Markets nicht aufgefangen werden konnte. Auch wenn Fidelity sich im Asset Management mit seiner Wachstumsrate des Vermögens von 16,5 Prozent 2010 im beliebten Vergleich mit den großen Vier der hiesigen Branche lediglich hinter der AGI, aber vor DWS, Union und Deka platziert sieht, ist die Jahresbilanz damit doch eher gemischt ausgefallen. In Zeiten der Verunsicherung der Anleger fehlt es der Gesellschaft einfach an Möglichkeiten, große Abflüsse wie sie diesmal insbesondere Aktienfonds Europa und auch Geldmarktfonds betrafen, durch andere Produktangebote aufzufangen und somit wenigstens im Unternehmen zu halten.

Während beispielsweise die fest in die Vertriebsstrukturen der Verbünde eingebundenen Wettbewerber Union Investment oder auch Deka-Bank in solchen Fällen stets versuchen, den gefährdeten Bestand aufzufangen - und sei es mit Hilfe von gemeinsamen Produkten mit ihren Versicherern oder der gruppeneigenen Bausparkassen - fehlen Fidelity solche Möglichkeiten. Dies dürfte auch ein wesentlicher Grund sein, das neben dem Asset Management auf dem zweiten Standbein Frankfurter Fondsbank (FFB) gründende Geschäftsmodell mit Blick auf drei Mega-Trends weiterentwickeln zu wollen. Dazu soll sich erstens die Produktpolitik weiter an den Marktchancen in Asien und den Emerging Markets orientieren. Zweitens arbeitet Fidelity intensiv am Ausbau des institutionellen Geschäftes rund um die betriebliche Altersvorsorge, dessen Gewicht am Ertragsbeitrag gemessen von 10 Prozent im Jahre 2007 kontinuierlich auf 20 Prozent 2010 ausgeweitet werden konnte. Der Fokus soll in diesem Segment vor allem auf beitragsorientierten, individuellen, fondsgebundenen Pensionslösungen liegen.

Als dritte strategische Option will die Gesellschaft die vorhandene Vollbanklizenz der im Herbst 2009 von der BHF-Gruppe erworbenen Frankfurter Fondsbank in den kommenden Jahren stärker mit Leben erfüllen. In Fortführung der gewachsenen Geschäftsbeziehungen der FFB spricht sie dabei insbesondere die unabhängigen Finanzberater an, die sie mit neuen Produkten und Services in ihrer Beratungspraxis unterstützen will. Unausgesprochene Hoffnung dabei: Nettoabflüsse im Fondsgeschäft, im Berichtsjahr etwa bei Aktienfonds Europa, können durch Umlenkung in andere, attraktivere Anlageprodukte abgemildert werden. Nachdem die notwendigen Anpassungsmaßnahmen, insbesondere die Übertragung von 122000 Depots der bis dahin betriebenen hauseigenen Plattform im Berichtsjahr erfolgt und überstanden ist, hat sich bei nunmehr 828100 Depots der Bestand des betreuten Vermögens auf 16,6 Milliarden Euro ausgeweitet. Fidelity will die FFB nun bewusst als Plattform für die unabhängigen Finanzvermittler positionieren. Ähnlich wie mit ihrer Fondsorientierung im Geschäftsfeld bAV ist die Gesellschaft also auch an dieser Stelle um Abgrenzung zu den Wettbewerbern bemüht. Die Strategie klingt damit durchaus stimmig, aber die Zahlen müssen deutlich besser werden. Sonst bleibt der Aufstieg an die Spitze der Fondsgesellschaften in Deutschland noch lange ein bloßer Traum.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X