Börsen

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Bewegung durch Lachmann-Report?

Anfang Oktober ist der so genannte Lach-mann-Report veröffentlicht worden, der im Auftrag von Europlace, der Interessenvertretung des französischen Finanzplatzes, die vorliegenden Vorschläge der Deutschen Börse und New York Stock Exchange für einen Zusammenschluss mit Euronext bewertet. Anders als von einigen Beobachtern erwartet, geht der Bericht nicht nur auf die Vor- und Nachteile der beiden Offerten ein, sondern bringt unter gewissen Nebenbedingungen ein Dreierbündnis der beteiligten Börsen ins Gespräch. Dazu soll die Deutsche Börse beispielsweise gegen Beteiligung an Euronext ihren Aktienhandel in die Mehrländerbörse einbringen.

Ohne auf die Vorschläge im Einzelnen einzugehen hat die Deutsche Börse die Vorschläge der Arbeitsgruppe um Henri Lachmann, den ehemaligen CEO von Schnei-der-Electric, in einer ersten Stellungnahme als Präferenz für eine paneuropäische Integration gewertet. Die Bedenken gegenüber einer transatlantischen Übernahme decken sich ihrer Einschätzung nach unabhängig von Paris Europlace mit der Auffassung vieler Kunden und Marktteilnehmer. Bis zum Erscheinen dieses Heftes dürften sich die Positionen um eine europäische Börsenkonsolidierung weiter klären. Von der Deutschen Börse und der Borsa Italiana etwa wird im Lichte des neuen Reports ein eigenes Konsolidierungskonzept erwartet.

Bessere Tagesverarbeitung

Euroclear Bank, Brüssel, und Clearstream Banking Luxemburg haben Ende September 2006 ein Verbesserungsprogramm für die automatisierte Bridge für Tagesverarbeitung zwischen den beiden Internationalen Zentralverwahrern (ICSDs) bekannt gegeben. Die Bridge ist eine elektronische Kommunikationsplattform zur Abwicklung von Wertpapiertransaktionen zwischen Kontrahenten der beiden Dienstleister. Die erste elektronische Bridge für Nachtverarbeitung wurde 1993 eingeführt. Seitdem wurden in regelmäßigen Abständen zahlreiche Upgrades vorgenommen, die im November 2004 zur Einrichtung einer zusätzlichen automatisierten Bridge für Tagesverarbeitung führten. Mit der für Januar 2007 geplanten Einführung des ersten Verbesserungsschrittes sollen nun die Abwicklungseffizienz für die jeweiligen Kunden der ICSDs insgesamt sowie die Kapazität für die gleichtägige Abwicklung von Transaktionen und die Wertpapierfinanzierung über die Bridge erhöht werden.

In diesem ersten Verbesserungsschritt bei der Bridge für Tagesverarbeitung sehen die Partner: erstens eine Erhöhung der Abwicklungsmöglichkeiten für Kunden, vor allem bei Geschäften, die an T+0 abgewickelt werden, durch die Schaffung drei neuer Datenaustauschmöglichkeiten (vorher 7, jetzt 10 pro Tag) für abwicklungsbezogene Informationen am Nachmittag.

Zweitens verweisen sie auf das Angebot zeitnäherer und häufigerer Informationen für Kunden zur Korrektur von Transaktionen und Verwaltung offener Instruktionen durch Schaffung drei neuer Austauschmöglichkeiten von Dateien zum Transaktionsabgleich (vorher 17, jetzt 20 pro Tag).

Und drittens versprechen sie sich Verbesserungen durch eine Verlängerung der Instruktionseingabefristen für Kunden um mehr als eine Stunde für die wichtigsten Abwicklungszyklen während des Tages. Die ICSDs haben zudem ein Forum eingerichtet, das weitere Verbesserungsschritte an der Bridge in Übereinstimmung mit den Marktbedürfnissen definieren und umsetzen soll.

EEX: Intraday-Handel

In seiner Sitzung Ende September 2006 hat der Börsenrat der European Energy Exchange AG (EEX) wie erwartet die Einführung des Intraday-Handels ab 25. September 2006 beschlossen (Kreditwesen 18-2006). Wie alle anderen Handelsaktivitäten der Börse ist auch dieser Marktplatz staatlich beaufsichtigt und öffentlich-rechtlich organisiert. Die Sicherung der physischen Lieferung und der Zahlungsabwicklung obliegt der Clearing-Tochter European Commodity Clearing AG. Die elektronische Plattform zum Intraday-Handel steht den Marktteilnehmern sieben Tage in der Woche rund um die Uhr zur Verfügung. Der Handel und die Abwicklung erfolgt in allen vier deutschen Regelzonen. Es ist geplant, weitere Länder in die Plattform einzubeziehen. Alle 132 Handelsteilnehmer, die bereits am Spotmarkt zugelassen sind, sind automatisch für den Handel an der Intra-day-Stromhandelsplattform freigeschaltet. Unternehmen, die sich neu ausschließlich zum Intraday-Handel zulassen möchten, zahlen ein reduziertes jährliches Entgelt.

Darüber hinaus hat der Börsenrat für Dezember 2006 den Start des Strom-Spothandels im Marktgebiet Schweiz beschlossen. Dem Beschluss war im Dezember 2005 ein Bilanzkreisnetzvertrag mit dem nationalen schweizerischen Netzbetreiber Etrans und die Simulation der physischen Lieferung vorausgegangen. In seiner Sitzung äußerte der Börsenrat zudem den ausdrücklichen Wunsch, einen Gashandel an der EEX einzuführen. Derzeit wird eine detaillierte Untersuchung der Chancen und Risiken dieses Projekts durchgeführt. Ein neuer Händler-Arbeitskreis zum Thema Gas zur Vorbereitung des Markteintritts soll Mitte Oktober 2006 gegründet werden.

Ausführungsgarantien erhöht

Die Fondsbörse Deutschland, die Fondshandelsplattform der Börse Hamburg, hat die Ausführungsgarantien der Makler für ein handelbares Volumen bei einer Reihe von Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt im Dax und Eurostoxx auf 200 000 Euro angehoben. Dass die Makler in dieser Größenordnung in das Geschäft eintreten, wenn noch kein Gegenpart dafür gefunden wurde, soll die laufende Handelbarkeit der Fonds an der Börse auch für größere Orders sicherstellen.

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