Bilanzen

Bankhaus Max Flessa KG / Bank Schilling & Co AG / Castell-Bank

Bankhaus Max Flessa KG

Deutlich verbesserte Ertragslage mit Plus von 30,5% beim Zinsüberschuss - Verwaltungsaufwendungen um 9,8% über Vorjahresniveau - um gut drei Viertel zurückgefahrene Risikovorsorge - Jahresüberschuss auf 11,8 Mill. Euro verdoppelt - Bilanzsumme bei 1,83 Mrd. Euro

Gegründet im Jahre 1924 ist die Flessabank zwar die jüngste der drei im Folgenden besprochenen Kreditinstitute. Vom Bankhaus Schilling, dem sie auch regional nahe liegt, trennt sie gleichwohl dem Gründungsdatum nach nur ein Jahr. Hauptsitz der Privatbank ist seit jeher Schweinfurt, daneben betreibt das Kreditinstitut Niederlassungen in 22 Orten in Bayern und Thüringen, nämlich in München, Fürth, Erlangen, Bamberg, Coburg, Kronach, Ebern, Eltmann, Ebelsbach, Haßfurt, Hammelburg, Bad Kissingen, Bad Neustadt, Erfurt, Jena, Suhl, Meiningen, Schmalkalden, Schonungen, Bergrheinfeld, Gochsheim und Niederwerrn.

Der Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung der Bankhaus Max Flessa KG zeigt für das Jahr 2009 eine deutliche Verbesserung der Ertragslage. So erhöhte sich zum einen der Zinsüberschuss um 30,5% auf 34,7 Mill. Euro, wobei der Anstieg im Wesentlichen auf die Entwicklung des Zinssaldos von plus 31,8% zurückzuführen ist. Die laufenden Erträge hingegen nahmen mit plus 10,8% nur unterdurchschnittlich zu.

Zum anderen lag auch das Dienstleistungsgeschäft, die bei weiterem unbedeutendere Ertragsquelle, mit 2,9% im Plus. Wesentlichen Anteil daran hatte laut Geschäftsbericht der Bank das Wertpapierprovisionsgeschäft. Im Resultat nahm der Rohertrag um 25,4% auf 40,9 Mill. zu. Er setzt sich zu 84,8% aus dem Ergebnis des Zinsgeschäfts und zu 15,2% aus dem Provisionsüberschuss zusammen, was den Fokus auf Ersteres deutlich untermalt.

Der Anstieg der Verwaltungsaufwendungen um insgesamt 9,3% auf 29,3 Mill. Euro ist in etwa zu gleichen Anteilen in der Zunahme der Personalkosten (plus 9,8% auf 18,1 Mill. Euro) sowie der Sachinvestitionen (plus 10,4% auf 9,4 Mill. Euro) begründet. Im Jahresschnitt waren 443 Mitarbeiter beschäftigt, nach 432 im Vorjahr. Neben der gestärkten Ertragslage geht die Erhöhung des Betriebsergebnisses der Schweinfurter Privatbank im Geschäftsjahr 2009 um 120,9% auf 14,0 Mill. Euro insbesondere auf eine Rückführung der Risikovorsorge um 77,1% auf 0,7 Mill. Euro zurück. Auch nach Abzug der deutlich angestiegenen Steuerposition weist das Institut mit 11,8 Mill. Euro beim Jahresüberschuss mehr als eine Verdopplung aus. Von diesem Betrag wurden 5,0 nach 3,0 Mill. Euro in die offenen Rücklagen eingestellt, sodass ein Bilanzgewinn in Höhe von 6,8 Mill. Euro verbleibt.

Zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2009 hat die Flessabank ihre Bilanzsumme um 2,6% auf 1,83 Mrd. Euro ausgeweitet. Das Wachstum der gesamten Kundeneinlagen um 9,1% auf 1,40 Mrd. Euro wurde dabei insbesondere von den Spareinlagen getragen, die um 11,5% auf 358 Mill. Euro zunahmen. Das Kundenkreditgeschäft stieg um 3,9% auf 1,01 Mrd. Euro an.

Das Volumen der Verbindlichkeiten im Interbankengeschäft verringerte sich im Jahr 2009 um ein Fünftel auf 301,3 Mill.Euro. Sie dienen der Refinanzierung, zu einem gewichtigen Teil für Darlehen im Rahmen von Förderprogrammen, hebt die Flessabank hervor. Gleichzeitig nahm der Forderungsbestand an Kreditinstitute um 10,9% auf 216,9 Mill. Euro zu, was insbesondere auf einen Anstieg der täglich fälligen Ausleihungen um 68,4% auf 159,3 Mill. Euro zurückzuführen ist. Längerfristige Forderungen weist das Institut mit einem Bestand von 57,6 Mill. Euro dabei um 43,0% niedriger aus als im vorangegangenen Jahr.

Im Gegensatz zu den anderen hier besprochenen Instituten hat sich der Wertpapierbestand der Bankhaus Max Flessa KG zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2009 nicht erhöht, sondern er wurde um knapp 5% auf 495,6 Mill. Euro zurückgefahren. Die Veränderung geht fast vollständig auf die festverzinslichen Werte zurück, die mit einem Volumen von 473,9 Mill. Euro den Großteil der Gesamtposition darstellen. Der Anteil des Wertpapierbestands an der Bilanzsumme errechnet sich auf 27,1%, was weitestgehend der entsprechenden Kennzahl bei Schilling (27,8%) und Castell (23,1%) entspricht.

Personalien: Geschäftsführende persönlich haftende Gesellschafter: Horst Ritzmann (bis März 2010), Mathias Ritzmann, Dr. Gerd Sachs, Fritz Ritzmann

Bank Schilling & Co AG

Merklicher Rückgang im Provisionsgeschäft - dennoch deutliche Verbesserung der Ertragsbasis - Verwaltungsaufwendungen aufgrund höherer Personalkosten um 2,8% über Vorjahresniveau - Risikovorsorge stark angehoben - Jahresüberschuss um 58,2% höher - Bilanzsumme konstant bei 1,2 Mrd. Euro

Wie schon bei der Gründung im Jahr 1923 befindet sich die Bank Schilling & Co Aktiengesellschaft auch 2010 weiterhin im Familienbesitz. Sitz der Privatbank ist im unterfränkischen Hammelburg. Das Haus verfügt über insgesamt 15 Filialen und drei Geschäftsstellen in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen, die auf die Vermögensbetreuung von Privatpersonen, Unternehmen, Familien und Stiftungen ausgerichtet sind. Der Blick auf die Ertragsrechnung des Geschäftsjahres 2009 zeigt einen kräftigen Anstieg des Zinsüberschusses um gut drei Viertel auf 20,4 Mill. Euro. Im Vergleich mit den beiden anderen hier besprochenen Instituten verzeichnet die Bank Schilling dabei einen deutlich stärkeren Anstieg: In Schweinfurt und Würzburg fielen die Zuwachsraten mit 30,5% beziehungsweise 7,4% deutlich geringer aus.

Anders sieht es beim Provisionsgeschäft aus. Hier musste das Hammelburger Institut im zurückliegenden Geschäftsjahr ein Minus von 18,3% auf 8,4 Mill. Euro verbuchen. Bei der Castell-Bank, die ebenfalls einen Rückgang ausweist, fiel dieser mit 10,7% deutlich geringer aus, das Bankhaus Max Flessa konnte in dieser Position ein leichtes Plus von 2,9% in die Gewinn- und Verlustrechnung einstellen. Erfreulich aus Sicht der Privatbankiers dürfte sicherlich sein, dass alle drei Häuser in dieser Gegenüberstellung beim Rohertrag im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs vermelden können - auch wenn die Bandbreite von 1,0% (Castell) bis 31,5% (Schilling) recht groß ausfällt.

Dass die Verwaltungsaufwendungen der Bank Schilling mit 18,9 Mill. Euro um 2,8% über dem Vorjahresniveau lagen, ist zuallererst auf die Personalkosten zurückzuführen. Ein Plus von 4,0% auf 12,6 Mill. Euro stand hier zu Buche. Die Sachaufwendungen von 5,7 Mill. Euro waren nur unwesentlich höher als im vorangegangenen Jahr. Zieht man das Verhältnis von Verwaltungskosten zum Zinsüberschuss (als wesentliche Ertragsquelle) heran, so ergibt sich eine Kennzahl von 93,1, die im Vergleich zum Hause Flessa (84,6) etwas höher und zum Hause Castell (127,1) deutlich niedriger liegt.

Spürbar aufgestockt wurde im vergangenen Jahr - anders als bei den beiden anderen Häusern - die Risikovorsorge der Bank Schilling. Haben Flessa und Castell die Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft um 77,1% beziehungsweise 54,9% verringert, wurden sie in Hammelburg um immerhin 78,3% erhöht. Das Betriebsergebnis der Bank Schilling lag mit 12,4 Mill. Euro dank der günstigeren Ertragslage sowie eines um 58,9% auf 8,2 Mill. Euro angestiegenen Nettoergebnisses aus Finanzgeschäften mit 12,4 Mill. Euro um 135,7% über dem Vorjahreswert. Im Saldo der übrigen Aufwendungen und Erträge von minus 4,3 Mill. spiegelt sich die Aufstockung des Fonds für allgemeine Bankrisiken um just diesen Betrag wider. Auf den verbleibenden Gewinn vor Steuern von 8,14 (4,28) Mill. Euro waren 3,61 (1,42) Mill. Euro an Ertragsteuern fällig. Unterm Strich lag der Jahresüberschuss mit 4,5 Mill. Euro immer noch um 58,2% über dem Niveau des Vorjahres von 2,9 Mill. Euro.

Die Bilanzsumme der unterfränkischen Privatbank lag am Ende des Geschäftsjahres 2009 bei 1,20 Mrd. Euro und damit geringfügig um 0,4% unter dem Vorjahreswert. Auf der Aktivseite verringerten sich die Kundenforderungen um 3,6% auf 640,0 Mill. Euro - nach Angaben der Bank aufgrund einer weiterhin vorsichtigen Kreditvergabepolitik sowie durch die Vermittlung langfristiger Darlehen an Kooperationspartner. Auch das Interbanken-Forderungsgeschäft lag mit 144,3 Mill. Euro um 2,5% unter dem Niveau des vorhergegangenen Berichtszeitraums.

Eine "Spezialität" der Bank Schilling, so wirbt man selbst, ist seit mittlerweile gut 20 Jahren der Handel mit verzinslichen Wertpapieren. Im Berichtsjahr 2009 hat sich der Gesamtbestand um 11,0% auf 332,0 (299,1) Mill. Euro erhöht. Er macht damit 27,8% der Summe aller Aktiva aus, was ungefähr den Relationen bei den beiden anderen hier besprochenen Instituten entspricht.

Auf der Passivseite stiegen die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um 22,1% auf 330,6 Mill. Euro an. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden reduzierten sich derweil um 7,6% auf 735,0 Mill. Euro. Dem Fonds für allgemeine Bankrisiken gemäß § 340g HGB wurden zum Jahresultimo 2009 weitere 4,3 Mill. Euro zugeführt. Der nun mit 5,39 Mill. Euro dotierte Fonds trägt nach Feststellung des Jahresabschlusses, neben den Einstellungen in die Gewinnrücklagen von 2,1 Mill. Euro, zur Erhöhung der Eigenmittel bei. Letztere wurden so gemäß § 10 KWG auf 75,4 Mill. Euro erhöht.

Personalien: Aufsichtsrat: Dr. Rudolf Nörr (Vorsitzender), Reinhart Siewert (stellvertretender Vorsitzender); Vorstand: Matthias Busch, Dr. Hubert-Ralph Schmitt, Aloys Tilly

Castell-Bank

Neue Niederlassungen - Zinsüberschuss um 7,4% gestiegen - Provisionsgeschäft rückläufig - Mehraufwand durch IT-Migration - Eigenkapitalrendite von 3,0% - Ausbau des Vermögensmanagements geplant - weiteres Outsourcing im IT-Bereich in Prüfung

Die 1774 gegründete Fürstlich Castell'sche Bank sieht sich als älteste Bank Bayerns. Mit zwölf Filialen in Unter-, Mittel- und Oberfranken ist sie nach wie vor in ihrer Heimatregion verankert. Zudem ist sie mit je einer Niederlassung in Heilbronn, Mannheim, München, Nürnberg und Ulm vertreten. Die Repräsentanz in München wurde Anfang des Berichtsjahres eröffnet. Der ebenfalls neu eröffnete Standort Mannheim resultiert aus einem Umzug von Ludwigshafen in neue Räume in der Nachbarstadt. In ihren drei Geschäftsfeldern Vermögensmanagement, Firmenkunden sowie Unternehmens- und Privatkunden stellt die Bank den Mittelstand und "anspruchsvolle" Privatkunden in den Fokus. Die Bilanzsumme betrug zum Ende des vergangenen Jahres 1,039 Mrd. Euro. Das Institut befindet sich vollständig im Besitz der fürstlichen Familien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen. Neben der Bank betreiben die Inhaber - Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell und Johann-Friedrich Fürst zu Castell-Rüdenhausen - Weinbau sowie Forst- und Landwirtschaft.

Als wichtigste Ertragssäulen nennt die Bank den Zinsüberschuss aus dem Kredit- und Einlagengeschäft sowie den Provisionsüberschuss aus dem Vermögensmanagement. Ersterer hat im Berichtsjahr in der GuV in Summe um 7,4% auf 24,01 Mill. Euro zugenommen, Letzterer ist um 10,7% oder 1,32 Mill. Euro niedriger ausgefallen und beläuft sich per Stichtag auf 10,99 Mill. Euro. Davon veranschlagt die Bank allein den durch das unsichere Marktumfeld bedingten Rückgang des Provisionsüberschusses aus dem Effektengeschäft auf 1,2 Mill. Euro.

Der Verwaltungsaufwand einschließlich der Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Anlagewerte liegt mit 30,53 Mill. Euro um 4,19 Mill. Euro über dem Vorjahr. Dabei stieg der Personalaufwand um 1,47 Mill. Euro, die anderen Verwaltungsaufwendungen um 2,75 Mill. Euro. Die Erhöhung führt die Bank im Wesentlichen auf die Kosten für das im Jahr 2009 gestartete IT-Migrationsprojekt zurück. Das Teilbetriebsergebnis hat sich damit auf 4,48 Mill. Euro nach 8,34 Mill. Euro fast halbiert. Deutlich zurückgeführt werden konnte der Saldo aus der Risikovorsorge, und zwar auf 2,75 (6,11) Mill. Euro. Im Kreditportfolio wurden dabei Einzelwertberichtigungen in Höhe von 2,9 Mill. Euro aufgelöst.

Die Ertragssteuern - Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer - werden insgesamt mit 0,43 (1,18) Mill. Euro ausgewiesen. Die Eigentümer der Bank haben auf der Hauptversammlung beschlossen, dass von dem Bilanzgewinn in Höhe von 2 Mill. Euro eine Million ausgeschüttet und eine Million zur Stärkung des Eigenkapitals in die Gewinnrücklagen eingestellt werden. Die genannten Effekte schlagen sich in der Entwicklung der Steuerungsgrößen Cost Income Ratio und Eigenkapitalrendite nieder: Die Cost Income Ratio beträgt für das Berichtsjahr 85,5 (73,9)%. Als Eigenkapitalrendite (nach Steuern) werden 3,0% (nach 5,4%) genannt. Zum 31. Bilanzstichtag 2009 waren 289 männliche und weibliche Mitarbeiter (252 Mitarbeiterkapazitäten) bei der Bank beschäftigt.

Der Blick auf die Bilanzstruktur zeigt auf der Aktivseite einen auf 66,98 (62,87)% deutlich gestiegenen Anteil der Kundenforderungen und auch der Wertpapieranlagen (23,08% nach 19,33%) an der Bilanzsumme. An Gewicht verloren haben hingegen die Forderungen an Kreditinstitute. Auf der Passivseite der Bilanz decken die Kundeneinlagen mit 71,61 (72,54)% nach wie vor den größten Anteil der Bilanzsumme ab. Zugenommen hat mit 21,4 (19,97)% an der Bilanzsumme das Gewicht der Bankengelder.

In der Ausrichtung ihrer IT-Technik hat sich die Bank umorientiert und Mitte September dieses Jahres die Migration auf das Gesamtbanksystem Bank-21 der im genossenschaftlichen Sektor angesiedelten GAD Münster abgeschlossen. Von diesem Schritt erwartet sie eine Reduzierung der Komplexität ihrer IT-Landschaft sowie ihrer IT-Kosten. Die hauseigenen Anforderungen an die Wertpapierabwicklung in schlanken und durchgängigen Prozessen sieht sie durch die Anbindung des neuen Systems an das Verfahren "WP2" der Deutschen Wertpapier-Service-Bank AG (Dwp-Bank) gewährleistet. Gleiches erhofft sie sich für den Zahlungsverkehr, der unter dem neuen System über die DZ Bank abgewickelt wird.

Personalien: Aufsichtsrat: Hans Hermann Reschke (Vorsitzender bis 29. April 2009, Ehrenvorsitzender ab 30. April 2009), Andreas de Maizière (Vorsitzender ab 30. April 2009), Johann-Friedrich Fürst zu Castell-Rüdenhausen (stellvertretender Vorsitzender), Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell (stellvertreteder Vorsitzender); Vorstand: Thilo H. Wendenburg (Sprecher seit 15. August 2009), Wolf-Christian Maßner (bis 30. September 2009), Stefan Trillig (seit 1. Juli 2009), Klaus Vikuk

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