Gespräch des Tages

Auslandsbanken - In friedlicher Mission

Er kündigte an, "in friedlicher Mission" zu kommen, um Vorurteile gegenüber seinem Land abbauen zu wollen, fand aber doch deutliche Worte, die spüren ließen, wie sehr sich die Schweizer durch die Kritik der G20 und des deutschen Finanzministers in ihrer Ehre gekränkt fühlten. Vom Kavallerieoberst, der im Wahlkampf die außenpolitische Wirkung unterschätzt habe und zügigst wieder am Verhandlungstisch Platz nehmen solle, sprach Pierre Mirabaud, der in den vergangenen Wochen immer stärker unter Druck geratende Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung und leitender Gesellschafter der Bank Mirabaud & Cie. Er erinnerte daran, dass die Sympathien schon bei Karl May immer bei den Indianern gelegen haben und nicht etwa bei der Kavallerie. Er betonte, dass die Schweiz sich ihrer Funktion als Transitland durchaus bewusst sei und ein wichtiger Partner Europas sei, kein Rosinenpicker, kooperativ sei, Verträge einhalte und zu ihrem Wort stehe, daran änderten auch Äußerungen des "hanseatische Dummschwätzer" nichts.

Er stellte fest, dass man sich vom "Club der Mächtigen", den G20, weniger Machtpolitik und etwas mehr Respekt gewünscht hätte, und dass Deutschland durchaus auch auf die Schweiz angewiesen sei. Immerhin importiere die Schweiz 20 Prozent ihrer Waren und Dienstleistungen aus Deutschland und sei mit 36 Milliarden Euro der neunt wichtigste Handelspartner der Bundesrepublik, biete über 1 000 deutschen Unternehmen einen Standort im Alpenstaat und investiere gut 27 Milliarden Euro direkt in Deutschland, was rund 6,2 Prozent der gesamten Direktinvestitionen ausmache. Atmosphärische Störungen könnten sich da sehr schnell auswirken, warnte der Präsident, der anders als in Deutschland alle Bankengruppen vertritt. Das sind rund 350 Institute.

Bei so viel politischem Säbelrasseln kam die Lage der Banken in der Schweiz ein wenig kurz. Die frohe Botschaft: Außer den beiden Großbanken, der UBS und der Credit Suisse, gebe es kaum Verwerfungen durch die Finanzkrise. Schweizerische Institute seien nur marginal betroffen, da sie vor allem in der Vermögensverwaltung aktiv seien, und wenig Aktivitäten am Kapitalmarkt aufwiesen. Auch Kundenreaktionen auf die "schwarzen Listen" der G20 seien bislang nicht zu beobachten. Schließlich sei das "Steu-erhinterzieher-Business nur ein sehr kleiner Teil" der Aktivitäten schweizerischer Banken. Gleichwohl überraschte Mirabaud mit einigen spektakulären Forderungen: Zum einen müsse man bereits heute über ein neues Bretton Woods nachdenken, um gefährlichen Ungleichgewichten in der Welt vorzubeugen. Was er sich als neue Leitwährung vorstelle, äußerte der Präsident aber nicht.

Darüber hinaus sei Amerika das einzige Land, welches sich internationale Großbanken leisten könne, alle anderen Länder wären einer Schieflage eines solchen Hauses nicht gewachsen. Da sei eine bessere grenzüberschreitende Aufsicht durchaus erforderlich, auch wenn keine "Mammut-Behörde" zu erwarten sei. Ob da die Auskunftsfreude der Schweizer genauso groß sein wird wie gegenüber den ausländischen Steuerbehörden? Und ob auch bei den im Wettbewerb mit den Schweizern stehenden deutschen Banken die friedliche Botschaft angekommen ist?

PS: Kurz vor Redaktionsschluss wurde ein Wechsel an der Spitze der Schweizerischen Bankiervereinigung bekannt. Patrick Odier, Senior Partner der Genfer Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch & Cie, wird per 17. September 2009 Pierre Mirabaud als Präsident ablösen.

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