Unternehmen und Märkte

W&W korrigiert Bilanzen

Mit einiger Verspätung hat die Wüstenrot & Württembergische AG (W&W), Stuttgart, ihren Zwischenbericht zum 30. September 2006 vorgelegt. Als Grund für die Verzögerung werden Bilanzierungsänderungen bei der Wüstenrot Bausparkasse AG, Ludwigsburg, und der Wüstenrot Bank AG Pfandbriefbank, Ludwigsburg, genannt, die sich gemäß IFRS 8. 42 auch auf die bereits veröffentlichten Quartals- und Jahreszahlen von 2004 und 2005 auswirken.

Unter Berücksichtigung der Korrekturen erzielte der Konzern zum Stichtag einen Konzernüberschuss in Höhe von 22, 1 Millionen Euro. Dieser ist von Sondereffekten beeinflusst, zu denen insbesondere die Restrukturierungs- und Bewertungsaufwendungen zählen, die aufgrund des durch den Handlungsstau bei der Bausparkasse und der Bank erforderlichen Reformkurses anfielen. Diese Aufwendungen, die im Halbjahresbericht 2006 noch mit 78 Millionen Euro angesetzt wurden, belaufen sich nach neuestem Stand auf rund 73 Millionen Euro nach Steuern.

Die Bilanzierungsänderung bei der Bausparkasse belastet das Konzernergebnis zusätzlich mit 24 Millionen Euro. Durch eine neue Berechnungsmethode wurden dort höhere Rückstellungen für Zinsboni und Abschlussgebührenrückerstattung erforderlich. Damit reduzierte sich auch der bisher veröffentlichte Konzernüberschuss per 30. September 2005 bei der Bausparkasse auf 25, 9 Millionen Euro und bei der Bank auf 8, 5 Millionen Euro, so dass der W&W-Bericht zum dritten Quartal 2005 statt eines Überschusses von 56, 1 Millionen Euro nur noch 21, 7 Millionen Euro ausweist.

Für 2004 verminderte sich der Überschuss nach den Änderungen um 31, 9 Millionen Euro. Da dieser als Gewinnvortrag in den Abschluss 2005 einfließt, vermindert sich das Konzerneigenkapital des Jahres 2005 entsprechend.

Das Finanzergebnis vor Risikovorsorge stieg in den ersten neun Monaten des Jahres 2006 trotz der Sondereffekte auf 1, 264 (0, 911) Milliarden Euro. Das Plus von 353, 2 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreswert beruht hauptsächlich auf der Einbeziehung der Karlsruher Versicherungsgruppe, die seit Ende 2005 Teil des W&W-Konzerns ist. Darüber hinaus hat die Fair-Value-Bewertung von Wertpapieren mit 40 Millionen Euro zur Ergebnisverbesserung beigetragen. Das Wachstum des Ergebnisses aus Immobilien um 35, 2 Millionen Euro auf 58, 1 Millionen Euro resultiert aus der Erweiterung des Konsolidierungskreises (20, 5 Millionen Euro) und höherer Erlöse aus Objektverkäufen (13, 7 Millionen Euro).

Bei den verdienten Beiträgen der Versicherungsunternehmen führte die Einbeziehung der Karlsruher Versicherungsgruppe ebenfalls zu einem Anstieg um 822 Millionen Euro auf 3, 115 Milliarden Euro. Ohne diesen Einmaleffekt errechnet sich ein Zuwachs um 200 Millionen Euro beziehungsweise fast zehn Prozent. Hierzu haben insbesondere die Personenversicherungen beigetragen.

Die Integration der Karlsruher Versicherungsgruppe bedingt auch, dass sich der Schadenaufwand von 1, 981 Milliarden Euro auf 3, 098 Milliarden Euro erhöhte. Allein 944 Millionen Euro beziehungsweise 85 Prozent des Zuwachses entfielen auf diesen Sondereffekt. Die restlichen 172, 6 Millionen Euro betreffen im Wesentlichen den in der Tarifkalkulation begründeten Anstieg der Deckungsrückstellung in der Lebensversicherung.

Der Konzern-Verwaltungsaufwand nahm um 16,8 Prozent auf 831,8 (712,2) Millionen Euro zu. Bereinigt um die Sondereffekte der Konsolidierung der Karlsruher sank er jedoch um zwölf Millionen Euro.

Sowohl nach IFRS als auch nach HGB wurde die Gewinn- und Verlustrechnung erstellt. Demnach wies die W&W AG im Einzelabschluss zum Ende des dritten Quartals einen Überschuss von 8, 3 Millionen Euro aus, was nur noch einem Zehntel des Vergleichswertes aus dem Vorjahr in Höhe von 85, 5 beziehungsweise 82, 2 Millionen Euro entspricht. Dieser Rückgang resultiert im Wesentlichen aus der erhöhten Verlustübernahme von der Wüstenrot Bank AG Pfandbriefbank mit 22, 4 (6, 0) Millionen Euro vor Steuern und eine schon im ersten Halbjahr 2006 auf das Kreditinstitut vorgenommene Bewertungsmaßnahme in Höhe von 45 Millionen Euro. Zudem wurden im Vergleich zum Vorjahr um 21, 6 Millionen Euro geringere Dividendenerträge erzielt. Gleichzeitig wurden aber mit 5, 3 Millionen Euro höhere Zinserträge erwirtschaftet und um 1, 8 Millionen Euro weniger Steuern gezahlt.

Für das Gesamtjahr 2006 rechnet der Konzern trotz der Belastungen aus der Bereinigung der Vergangenheit unverändert mit einem Jahresüberschuss im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Zum Stand des seit Frühjahr 2006 laufenden Reformkurses, der unter dem Titel "W&W 2009" Wachstum, Effizienz und Rentabilität der Gruppe steigern soll, vermerkt das Unternehmen, dass alle Projektstränge plangemäß laufen und fortgesetzt werden.

Hohe Rückstellungen bei der Bausparkasse

Eine konzerninterne Prüfung hat ergeben, dass für Zinsboni und Abschlussgebührenerstattung zu wenig Rückstellungen gebildet wurden. Aufgrund einer veränderten Berechnungsmethode ergab sich ein Zuführungsbedarf von 140, 3 Millionen Euro vor Steuern, der sich nach Steuern mit 85, 5 Millionen Euro auf die Jahre 2004 bis 2006 verteilt. Entsprechend mussten die Abschlüsse dieser Jahre rückwirkend geändert werden. So wurde das Segmentergebnis für das Gesamtjahr 2005 mit 33, 1 Millionen Euro belastet, von denen 25, 9 Millionen Euro auf die ersten neun Monate entfielen.

Im Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres zum 30. September 2006 ist durch diese Umstellung ein zusätzlicher Aufwand von 24 Millionen Euro nach Steuern verbucht. Insgesamt bleib das Finanzergebnis des Segments Bausparen mit 266, 8 Millionen Euro um 13 Millionen Euro unter dem angepassten Vorjahreswert. Der Verwaltungsaufwand reduzierte sich um 9, 6 Millionen Euro auf 263, 3 Millionen Euro, weil die Personal- und die IT-Kosten gesenkt wurden. Aufgrund des Restrukturierungsaufwands von 41, 2 Millionen Euro nach Steuern ergibt sich für das Segment Bausparen ein Minus von 25, 4 Millionen Euro, nachdem für das Vorjahr noch ein Plus von 14, 9 Millionen Euro ausgewiesen wurde.

Das eingelöste Neugeschäft nahm zum Ende des dritten Quartals 2006 um 4, 6 Prozent auf 262 096 (250 625) Verträge mit einer Bausparsumme von 5, 9 (5, 7) Milliarden Euro (plus 3, 0 Prozent) zu. Die Bauspareinlagen summierten sich auf 15, 5 (15, 4) Milliarden Euro.

Die Überprüfung der Bilanzierung der Wüstenrot Bank AG Pfandbriefbank ergab, dass Sicherungsbeziehungen in der IFRS-Bilanz zum 1. Januar 2004 in dieser Form nicht hätten abgebildet werden dürfen. Denn die Voraussetzungen für diese Art der Bilanzierung, das Vorhandensein von nahezu identischen Konditionen beim Grund- und Sicherungsgeschäft waren zum Jahresbeginn 2004 nicht gegeben. Demzufolge ergibt sich für 2004 ein zusätzlicher Aufwand von 3, 5 Millionen Euro, der sich auf das Eigenkapital auswirkt. Damit reduziert sich auch das Ergebnis für 2005 um 8, 5 Millionen Euro nach Steuern.

Die Restrukturierungsaufwendungen belasten das Segment Baufinanzierung mit 6, 8 Millionen Euro nach Steuern. Zudem wurden Wertberichtigungen auf die Vermögensgegenstände der Bank in Höhe von 25 Millionen Euro nach Steuern vorgenommen. Kompensiert wurden die Wirkungen dieser Sondereffekte nur teilweise durch ein um 20, 2 Millionen Euro gesteigertes Finanzergebnis von 102, 8 Millionen Euro. Insgesamt verschlechterte sich das Segmentergebnis um 48, 6 Prozent auf minus 27, 4 (minus 18, 4) Millionen Euro. Aufgrund des gestiegenen Prolongationsvolumens lag das Kreditneugeschäft der Bank mit 1, 1 Milliarden Euro über dem Vorjahresniveau von 1, 0 Milliarden Euro. Der Wohnungskreditbestand kam mit 23, 6 Milliarden Euro nahezu an den Jahresendwert 2005 in Höhe von 24, 4 Milliarden Euro heran.

30 Prozent mehr Fondsabsatz

Zum 1. Juli 2006 fusionierten die Baden-Württembergische KAG mbH und die Süd-KAG mbH zur Baden-Württembergische Investmentgesellschaft mbH, die daraufhin aus dem Konsolidierungskreis ausschied. Somit besteht das Segment nur noch aus der W&W Asset Management GmbH sowie deren Tochtergesellschaften in Luxemburg und Irland. Durch die Zunahme des verwalteten Fondsvolumens erhöhte sich der Provisionsüberschuss um 5, 7 Millionen Euro auf 30, 9 Millionen Euro. Dadurch erhöhte sich der Segmentüberschuss, trotz der fusionsbedingt höheren Verwaltungsaufwendungen von 17, 2 (16, 4) Millionen Euro, um 15, 7 Prozent auf 9, 6 (8, 3) Millionen Euro. Die Assets under Management im Segment beliefen sich zum Stichtag auf 25, 1 (19, 9) Milliarden Euro.

Insgesamt vermittelten die W&W-Vertriebe in den ersten neuen Monate des Jahres 2006 Anteile im Gesamtvolumen von 264, 8 (203, 0) Millionen Euro. Dies sind 30 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Dabei erhöhte sich der Anteil der konzerneigenen W&W-Fonds von 56 Prozent auf 65 Prozent. Entsprechend sank der Absatz von BWI-, Partner- und Fremdfonds auf 35 Prozent.

Absatz- und Ergebniswachstum bei Personenversicherern

Das bei den Personenversicherungen erreichte Wachstum des Überschusses von 24, 0 (8, 9) Millionen Euro ist im Wesentlichen auf die höheren Ergebnisse der Württembergische Lebensversicherung AG, deren Tochtergesellschaft Ara Pensionskasse AG sowie die zum Segment gehörenden Fonds zurückzuführen.

Wesentlich durch den Einbezug der Karlsruher Pensionsversicherungen lag das Finanzergebnis mit 788, 3 (458, 2) Millionen Euro über dem Vorjahreswert. Die verdienten Nettobeiträge kletterten um 85, 6 Prozent auf 1, 934 (1, 042) Milliarden Euro. Davon entfielen auf die Karlsruher 684, 2 Millionen Euro, auf die inländischen Personenversicherer 1, 143 Milliarden Euro und auf die Erasmus Lebensversicherung 107, 4 Millionen Euro.

Der Nettoaufwand für Versicherungsleistungen erhöhte sich durch die Integration der Karlsruher auf 1, 534 (0, 927) Milliarden Euro, während die Verwaltungsaufwendungen auf 224, 1 (122, 3) Millionen Euro anwuchsen.

Das Neugeschäft der Personenversicherer hat sich mit 459, 2 (195, 6) Millionen Euro Neubeiträgen mehr als verdoppelt. Dazu trugen die Karlsruher 152, 8 Millionen Euro, die inländischen Unternehmen 211, 6 Millionen Euro und die Erasmus Lebensversicherung 94, 8 Millionen Euro bei.

Ergebnisplus bei Kompositversicherungen

Nach 17, 7 Millionen Euro im Vorjahr erzielten die Kompositversicherungen des W&W-Konzerns per 30. September 2006 einen Überschuss von 55, 8 Millionen Euro. Auch hier wirkte sich die Einbeziehung der Karlsruher Versicherungen aus. Die verdienten Beiträge nahmen um 16, 4 Prozent auf 985, 2 (846, 3) Millionen Euro zu, während der Schadenaufwand auf 552, 4 (472, 3) Millionen Euro (plus 17, 0 Prozent) zulegte. Mit 343, 4 (305, 1) Millionen Euro fielen die Sachaufwendungen im Berichtszeitraum um 12, 6 Prozent höher aus im Vorjahresvergleich.

Uneinheitlich verlief die Neugeschäftsentwicklung. Während die Württembergische Versicherung AG bei den Beträgen im Neu- und Ersatzgeschäft um 5, 4 Prozent auf 105, 5 Millionen Euro wuchs, ergab sich bei der Karlsruher Versicherung AG ein Rückgang um 27, 6 Prozent.

Weniger Beiträge bei Rückversicherung

Aufgrund geringerer Dividendenerträge und niedrigerer Aktienverkaufserlöse ermäßigte sich der Überschuss im Segment Holding/Rückversicherung von 88, 6 Millionen Euro auf 48, 1 Millionen Euro. Durch die Aufhebung des Rückversicherungsvertrages mit der Württembergische Lebensversicherung entfielen zudem Depotzinsen in Höhe von 13, 3 Millionen Euro. Dem Rückgang bei den verdienten Beiträgen auf 195, 2 (198, 2) Millionen Euro stand ein um 7, 8 Prozent niedrigerer Schadenaufwand von 130, 6 (141, 7) Millionen Euro gegenüber.

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