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Terminalanpassungen: Nicht mehr zu schaffen?

sb - Vermarktet wird Sepa vor allem als Welt der neuen Möglichkeiten. Vor den Lohn haben die Götter aber bekanntlich den Schweiß gestellt, und so kommt mancher Beteiligte in diesen Monaten beträchtlich ins Schwitzen. Nicht zuletzt die erforderlichen Anpassungen bei den Terminals im Handel und bei Dienstleistern erhitzen die Gemüter.

Die Termine sind verbindlich vorgegeben. Zum 1. Oktober dieses Jahres müssen alle Terminals beim Auslesen der Kartendaten von Spur 3 auf Spur 2 umgestellt sein. Und zum Jahresende 2010 muss die Migration auf EMV terminalseitig abgeschlossen sein. Die Migrationsstufe 4 von TA 7.0 (Spur 2 und EMV 6-Chip) soll zum 31. Dezember 2011 erreicht sein. Verschiebungen dieser Stichtage soll es nicht mehr geben - obwohl die fristgerechte Umsetzung seitens des Handels und der Dienstleister vielfach skeptisch gesehen wird.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Versäumnisse vorwerfen lassen mag sich verständlicherweise niemand - und doch ist die Telecash das einzige Unternehmen, dessen Vertreter auf der diesjährigen EHI-Zahlungsverkehrstagung in Köln den Mut besaß, das Thema für sein Haus als abgeschlossen zu bezeichnen. Ansonsten dominiert eine "Schwarzer-Peter-Taktik" gegenseitiger Schuldzuweisungen.

Netzbetreiber verweisen auf die Teminalhersteller. Nicht für alle Geräte liege die entsprechende Terminalsoftware schon vor, moniert der Arbeitskreis der Netzbetreiber. Und auch dort, wo es daran nicht fehlt, funktioniere nicht immer alles reibungslos.

Die Terminalhersteller wiederum beklagen zu spät veröffentlichte Spezifikationen, weisen aber gleichzeitig auf bereits erhaltene Zulassungen hin. Im Übrigen sei die Umsetzung bei den verschiedenen Netzbetreibern unterschiedlich komplex. Und wo Terminals an ein Kassensystem angeschlossen sind, fehle es mitunter an der passenden Kassenschnittstelle. All diese Unwägbarkeiten erklären vermutlich, dass die Frage, inwieweit ein Terminalhersteller die neuen Auflagen bereits umgesetzt hat, mitunter von unterschiedlichen Vertretern desselben Hauses verschieden beantwortet wird. Wie dem auch sei: Ein klares Bild zur Lage der Dinge sieht sicher anders aus.

Kartenemission schafft Fakten

Der Handel sieht sich bei der ganzen Thematik großenteils als Opfer, das schlussendlich ausbaden muss, was Politik und Kreditwirtschaft ausgebrütet haben. Das gilt natürlich für den damit wieder einmal (schließlich ist das erst 2006 eingeführte OPT, das für Girocard-Transaktionen nun wieder obsolet wird, noch nicht vergessen) verbundenen Aufwand und die teilweise nicht unerheblichen Kosten.

Daneben regt sich aber auch Unmut über die geringe Sensibilität für die Bedürfnisse des Handels bei der Wahl der Termine. Musste der Endspurt für EMV im nächsten Jahr ausgerechnet in die Zeit des in vielen Branchen so wichtigen Weihnachtsgeschäfts gelegt werden?

Dass die Termine nicht beliebig verschoben werden können, ist klar. Nur so kann Handlungsdruck geschaffen werden, und nur so entsteht ein verlässlicher Rahmen für Investitionen, wie ihn zum Beispiel die Banken für die Emission von V-Pay-Karten brauchen, deren Einsetzbarkeit und damit Akzeptanz beim Kunden von einer chipfähigen Terminalinfrastruktur abhängt. Mit dem Beginn der Ausgabe von V-Pay-Karten schafft die Kreditwirtschaft Fakten, die das Problem drängend machen.

Zu einer von Olaf Schrage von der Douglas-Informatik & Service GmbH ketzerisch in die Debatte geworfenen "Abwrackprämie für zurückgegebene V-Pay-Karten", mit denen die Kunden mangels entsprechender Terminalinfrastruktur nicht zahlen können, muss es gleichwohl nicht kommen. So sehr man der neuen Auflagen wegen auch grollen und zu einer Boykotthaltung neigen mag - letztlich kann auch dem Handel nicht daran gelegen sein, Kunden mit ihren Karten an den Kassen abweisen zu müssen.

Auch wenn der Stand der Dinge vor allem konfus und zeitlich eng wirkt, kann die rechtzeitige Umsetzung vielleicht doch noch gelingen. Robert Herzig von der Metro AG erinnert in diesem Kontext an die IT-Umstellung zum Jahr 2000. Auch damals rechneten viele zum Datumswechsel mit größeren Katastrophen. Trotz (oder vielleicht gerade wegen) dieser weitver breiteten Sorgen, die die Verantwortlichen umtrieben, wurden rechtzeitig alle Probleme behoben, sodass am Stichtag letztlich alles reibungslos lief. Bleibt zu hoffen, dass diese Analogie auch bei der Terminalumstellung trägt. Die jetzige allgemeine Aufregung ist in diesem Sinne vielleicht ein gutes Zeichen.

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