Blickpunkte

Sicherheit - Eine Chance für die Kartenbranche

Schon zweimal in diesem Jahr hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik über Fälle informiert, in denen in großem Stil E-Mail-Adressen samt zugehörigen Passwörtern ausgespäht wurden, was der kriminellen Szene Tür und Tor für Missbrauch etwa in Form von Internetbestellungen öffnet. Immer dann, wenn das gleiche Passwort auch in Online-Shops verwendet wird, ist das Risiko für den Verbraucher hoch. Weil es aber mit dem Zunehmen des E-Commerce immer schwieriger wird, in jedem Shop ein anderes Passwort zu verwenden (und sich dieses zu merken), dürfte die Zahl derjenigen Nutzer, die allzu sorglos überall mit dem gleichen Zugangscode arbeiten, beträchtlich sein. Auch vermeintlich sichere Zahlungsdienste, bei denen die Nutzerauthentifizierung nur über Benutzername beziehungsweise E-Mail-Adresse und Passwort funktioniert, sind davon betroffen. Wenn es eines Beweises bedurfte, dass Einfachheit oftmals auf Kosten der Sicherheit geht, dann ist er spätestens jetzt erbracht.

Ob das den sonst so auf Sicherheit bedachten deutschen Verbrauchern zu denken geben wird, darf indessen bezweifelt werden. Denn viele Verbraucher gehen davon aus, sich im Fall des Falles mit ihren Schadenersatzforderungen an ihre Bank wenden zu können, ganz gleich, über welchen Dienst letztlich ihre Zahlung gelaufen ist.

Hier haben mittlerweile auch die Regulatoren Handlungsbedarf erkannt. Zumindest muss die Information über Ansprechpartner im Reklamationsfall künftig deutlicher werden, so sieht es die in erster Lesung vom EU-Parlament verabschiedete Vorlage des Gesetzesentwurfs für die Zahlungsdienste vor. Generell geht der Markt davon aus, dass auch Internetzahlungsdienste künftig höhere Sicherheitsauflagen erfüllen müssen beziehungsweise strenger reguliert werden.

Die Kartenbranche sollte diese Situation für sich nutzen und das Thema "Sicherheit" stärker kommunizieren, um den bestehenden Vertrauensbonus besser nutzen zu können. Wo etwa Paypal seit langem plakativ mit dem "Käuferschutz" wirbt, haben sich Kartenemittenten vielleicht zu vornehm zurückgehalten. Allzu lange galt bei vielen Marktteilnehmern der Grundsatz "Wenn man von Sicherheit spricht, bleibt ein Gefühl von Unsicherheit hängen". Damit hat die Kartenbranche ihr Licht vielleicht zu lange unter den Scheffel gestellt. Inzwischen dürfte einem Großteil der Verbraucher klar geworden sein, dass Sicherheit mitunter auch ein paar Mühen (Stichwort 3-D-Secure) wert sein kann. Und mit Wallet-Lösungen wie V.me und Masterpass könnte die Welt bald auch hier ein Stück einfacher werden. Das aber muss auch kommuniziert werden. Red.

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