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Sepa- Umstellung: Endspurt und beginnende Panik

sb - Allmählich wird die bevorstehende Sepa-Umstellung spürbar. Immer häufiger erhalten Privatkunden Post, in der sie von Lastschrifteinziehern darauf hingewiesen werden, unter welcher Identifikationsnummer die Abbuchung künftig erfolgen wird, und wie die IBAN lautet, unter der man beim jeweiligen Unternehmen erfasst ist - immer mit dem Hinweis: "Sie müssen nichts tun", der freilich nur dann gilt, wenn die entsprechende IBAN stimmt. Die Bitte, die IBAN auf ihre Richtigkeit zu prüfen, unterbleibt in den allermeisten Fällen - obwohl dies wichtig wäre, um Fehlerquellen frühzeitig zu erkennen und die Datenqualität zu verbessern.

Auch beim Überweisungsverkehr der Verbraucher wirft der 1. Februar 2014 mittlerweile seine Schatten voraus. Inzwischen gibt es Rechnungen, auf der IBAN und BIC allein oder doch zumindest vor Kontonummer und Bankleitzahl angegeben sind. Und im Online-Banking oder an Kontoterminals im SB-Bereich von Kreditinstituten gibt es Masken, die Kontonummer und Bankleitzahl gar nicht mehr unterstützen.

Erst ein Million Gläubiger-IDs

Das sind ermutigende Anzeichen. Und doch gibt es weiterhin keinen Grund zur Euphorie: Diejenigen, die jetzt als "Sepafähig" beim Verbraucher aufschlagen, repräsentieren nicht die breite Masse der Unternehmen und Vereine. Im dritten Quartal 2013 lag der Anteil der Sepa-Überweisungen in Deutschland bei nur knapp 14 Prozent, die Quote der Sepa-Lastschriften bei 0,68 Prozent. Und die Deutsche Bundesbank hat für die rund 3,6 Millionen Unternehmen und knapp 600 000 eingetragenen Vereine erst 1,023 Millionen Gläubiger Identifikationsnum mern vergeben, obwohl sie wohl fast alle eine solche benötigen werden. Diese Zahlen bezeichnen Deutsche Bundesbank und das Bundesministerium der Finanzen zu Recht als besorgniserregend.

Rote Laterne für Deutschland

Namentlich hinsichtlich der Einführung der Sepa-Lastschrift beklagt die Europäische Zentralbank in ihrem Ende Oktober veröffentlichten zweiten Sepa-Migrationsbericht den Mangel an Energie, mit dem die Umstellung auf das europäische Format in den ersten drei Quartalen dieses Jahres vorangetrieben worden sei. Während sich die Payment Service Provider im grünen Bereich bewegen, sprich in jeder Hinsicht Sepafähig sind, sieht es bei den Zahlungsverkehrsnutzern düster aus. Bei Überweisungen wird Deutschland hier als "gelb" ausgewiesen: Die Vorbereitungen sind im Gang und werden voraussichtlich rechtzeitig abgeschlossen.

Bei der Lastschrift aber ist noch vieles im Argen. Nicht nur, dass die Nutzer hier von einer flächendeckenden Umsetzung weit entfernt sind. Die Europäische Zentralbank hat aufgrund der schleppenden Bemührungen in den ersten neun Monaten diese Jahres ihre Prognose, was die Sepa-Fähigkeit angeht, sogar noch nach unten korrigiert. Hier trägt Deutschland eindeutig die rote Laterne. Das gilt auch für den Bereich der öffentlichen Verwaltung. Und das kann man nur als außerordentlich blamabel bezeichnen. Denn wenn die Politik Sepa will, dann hätte ihre Administration eigentlich auch bei der Umsetzung mit gutem Beispiel vorangehen müssen - auch in Zeiten knapper Kassen und Ressourcen.

Richtig übel sieht es unverändert bei den kleinen Unternehmen aus, die sowohl bei den Überweisungen als auch bei den Lastschriften auf Rot stehen, also nicht mehr rechtzeitig fertig werden können beziehungsweise nicht einmal mit den Vorbereitungen begonnen haben. Das ist der EZB zufolge großenteils eine IT-Frage: Lösungen großer IT-Anbieter sind oftmals zu teuer oder eignen sich nicht für die Bedürfnisse kleiner Unternehmen, kleinere Anbieter haben oft keine wirklich Sepatauglichen Anwendungen. Nutzerfreundliche und zugleich preisgünstige Software-Lösungen sind der EZB zufolge also das Gebot der Stunde. Doch woher nehmen?

Insbesondere Banken scheinen deshalb derzeit intensiv über Notfallpläne nachzudenken. 47 Prozent der Kreditinstitute und 43 Versicherer hätten solche Pläne entwickelt, berichtete die PPI AG, Hamburg, im November. Dazu gehören Urlaubssperren für die relevanten Mitarbeiter, eine nochmalige Aufstockung der Unterstützungskapazitäten, zum Beispiel für Helpdesks, das Anbieten von Konvertierungsdienstleistungen sowie ein großzügiger Umgang mit nicht oder nicht vollständig Sepakonformen Transaktionen in den ersten Wochen nach dem Stichtag. Eines scheint schon jetzt festzustehen: Es wird richtig teuer.

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