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Handel - Star-Tankstellen: Girocard mit Vorbehalten

Mit der Entscheidung, bei Zahlungen mit Debitkarten auf OLV statt Girocard zu setzen, hat die Deutsche BP in der lange Zeit festgefahrenen Preisdiskussion einiges in Bewegung gesetzt. Das findet auch Oliver Behrens von der Orlen Deutschland GmbH, Elmshorn. Insofern bezeichnet er die Entscheidung bei BP als spannend. Dennoch bleibt Orlen bei Debittransaktionen (die etwa 40 Prozent der Umsätze an den Star-Tankstellen in Deutschland ausmachen) bis auf weiteres bei Girocard. Und das hat nicht zuletzt mit dem Verhandlungserfolg der Weat mit DSGV und BVR zu tun, der ohne den Schritt von BP so vielleicht nicht zustande gekommen wäre.

Unsicherheiten im Girocard-System

Eine Prognose darüber, wie es in zwölf oder 18 Monaten aussieht, wagt Oliver Behrens aber nicht. Und das hat nicht zuletzt mit den vom DSGV vorgestellten Plänen zu tun, mehr Flexibilität in die Preisgestaltung im Girocard-System zu bringen.

Zum einen, so die Befürchtung, könnte die kurzfristige Gebührenanpassung nach unten durch zusätzliche Dienstleistungen (über)kompensiert werden.

Vor allem aber stoßen die Pläne, künftig jedem Emittenten die Preisfestsetzung für Dienstleistungen wie die Zahlungsgarantie zu überlassen, auf Skepsis, was die Umsetzung am Point of Sale angeht. Nach einfachem Handling sieht es nach Einschätzung von Behrens jedenfalls nicht aus. Denn die Entscheidung, in welchen Fällen die Zahlungsgarantie hinzugekauft werden soll, würde dann eine ordentliche Datenpflege hinsichtlich der Bonitätsentwicklung der Kunden eines bestimmten Instituts voraussetzen. Und der Aufwand dafür wäre für Mittelständler wie Orlen möglicherweise unangemessen hoch. "Ehrlich gesagt graut mir davor", so Behrens im Redaktionsgespräch. Eine potenzielle Ersparnis würde dann durch Personalkosten wieder aufgefressen. Konkrete Details zu den Plänen sind freilich bislang nicht bekannt. Sollten die Vorstellungen der Kreditwirtschaft in Sachen Preis und praktische Umsetzung die Akzeptanten aber nicht überzeugen, könnte das Beispiel von BP aber vielleicht Schule machen. Dass allzu viel neue Komplexität im Girocard-System doch wieder ein Argument für OLV sein könnte, mag Behrens jedenfalls nicht gänzlich ausschließen.

Einstellung der Amex-Akzeptanz hat nicht geschadet

Dass man zu Strategiewechseln bereit ist, beweist die Einstellung der American-Ex-press-Akzeptanz an den Star-Tankstellen seit dem 1. April 2010, die vor allem mit den hohen Disagien begründet wird. Schließlich versteht sich Orlen als B-Marke. Und um dauerhaft das B-Preisniveau halten zu können, müsse man schon auf die Kosten schauen. Die Maßnahme - vier Wochen im voraus mit Aufstellern an den Kassen und Handzetteln für Kunden, die mit Amex bezahlten, kommuniziert - hat dem Geschäft offenbar nicht geschadet, so die Bilanz nach acht Wochen. Die Pächter meldeten jedenfalls keine Probleme etwa mit Kunden, die über kein anderes Zahlungsmittel verfügten. Stattdessen war bei anderen Kartentypen ein Anstieg der Transaktionen zu beobachten, was für einen Umstieg der Amex-Karteninhaber spricht. Auch volumenmäßig hat die Entscheidung Orlen bisher nicht geschadet.

Paypass: auch mit Unterschrift noch schneller

Statt auf American Express setzt das Unternehmen mit Umsetzung der Paypass-Akzeptanz an allen Star-Tankstellen auf Innovation. Bei der Entscheidung für die kontaktlose Technologie war der wirtschaftliche Faktor nicht entscheidend. Grenzwerte, ab welchen Transaktionszahlen beziehungsweise -volumina sich die Investition in die neue Technik lohnt, werden deshalb nicht genannt.

Ausschlaggebend waren vielmehr die Faktoren Komfort und Sicherheit für die Kunden, die die Karte nicht mehr aus der Hand geben müssen, sowie die Schnelligkeit der Abwicklung. Zwar ist das tap-and-go-Verfahren ohne Karteninhaberauthentifizierung gemäß den Mastercard-Regularien nur bis zu einem Betrag von 25 Euro zulässig. Bei höheren Transaktionsvolumina, wie sie im Tankstellenbereich üblicherweise vorkommen, ist dagegen wie beim kontaktbehafteten Zahlen die Unterschrift erforderlich. Dennoch ist die Abwicklung im kontaktlosen Verfahren die deutlich schnellere Variante, berichtet Behrens. Die noch überschaubaren Portfolien - lediglich die Lufthansa Card sowie die Payback-Maes-tro-Karten sind mit Paypass-Antenne ausgestattet - sind derzeit noch ein Wermutstropfen. Dennoch ist man bei Orlen mit den bisherigen Erfahrungen zufrieden. Nach Auswertung einzelner Tankstellen habe sich gezeigt, dass die Anzahl der Kunden, die die Tankstellen häufiger frequentieren als zuvor, deutlich angestiegen sei. Red.

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