Bilanzen

Bausparkasse Schwäbisch Hall

Im genossenschaftlichen Finanzverbund ist mit der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, Schwäbisch Hall, die größte Einzelbausparkasse zu Hause. Mit einem Vertragsbestand von 215,2 Mrd. Euro verwaltete das Spezialkreditinstitut im vergangenen Jahr 28,2% aller deutschen Bausparverträge. Lediglich die zur Sparkassenorganisation gehörenden Landesbausparkassen betreuen als Gruppe mit 259,2 Mrd. Euro mehr Bausparvolumen und kommen zusammen auf einen Marktanteil von 34%.

Von den Turbulenzen an den Kapitalmärkten waren die Bausparkassen erwartungsgemäß nicht direkt betroffen. Das geschlossene System aus Zwecksparen und Darlehensvergabe für Investitionen in Wohneigentum eines vom Kapitalmarkt unabhängigen Kollektivs erwies sich als wirksamer Schutz für die Bausparer und die Bausparkassen. Dennoch hinterließ die Finanzmarktkrise auch im Bausparneugeschäft Spuren. Die sich aus dem anschließenden Konjunktureinbruch ergebende Verunsicherung ließ die Kunden beim Abschluss von Finanzprodukten - auch Bausparverträgen - zögern.

Hinzu kamen politische Entscheidungen, die Sonderkonjunkturen mit Vorzieheffekten auslösten, denen unweigerlich Einbrüche folgten. Vor allem die Verlängerung der Zweckbindung für die Wohnungsbauprämie hatte zum Jahresende 2008 die Zahl der Bausparabschlüsse sprunghaft ansteigen lassen. Dieses Geschäft fehlte im ersten Halbjahr 2009. Erst in der zweiten Jahreshälfte "normalisierte" sich das Abschlussvolumen, doch waren die Verluste des ersten Halbjahres nicht vollständig kompensierbar. Unterstützt wurde das Neugeschäft im Bausparen seit November 2008 durch die Zulassung von Wohn-Ries-ter-Produkten. Damit wird auch die Bildung von selbstgenutztem Wohneigentum zur privaten Altersvorsorge staatlich gefördert. Dieses Absatzargument nutzten die Bausparkassen, speziell auch Schwäbisch Hall, in den Jahren 2009 und 2010.

So verzeichnete die Bausparkasse Schwäbisch Hall im ersten Halbjahr 2010 ein um 16,1% höheres Neugeschäft als in der ersten Jahreshälfte 2009, die unter den Vorzieheffekten aus dem Dezember 2008 litt. Insgesamt wurden zwischen Anfang Januar und Ende Juni 2010 etwa 450 000 Bausparverträge mit einer Bausparsumme von rund 14 Mrd. Euro abgeschlossen. Darunter waren gut 53000 Wohn-Riester-Verträge - ein Plus von 46,4%. Der Spargeldeingang erhöhte sich um 15,4% auf rund 4,0 Mrd. Euro. Gleichzeitig zog das Baufinanzierungsgeschäft um 10,1% an und erreicht ein Volumen von 7,3 Mrd. Euro. Damit wuchs die Bausparkasse nach eigenen Angaben sowohl beim Bausparals auch beim Baufinanzierungsvolumen stärker als der Markt. Dabei kann sich Schwäbisch Hall auf zwei Vertriebswege stützen: die genossenschaftlichen Primärbanken, allen voran die Volksbanken und Raiffeisenbanken, und der eigene Außendienst mit mehr als 3 700 freien Handelsvertretern.

Außer Bausparen und Baufinanzierungen vermittelt der Außendienst von Schwäbisch Hall auch Vorsorgeprodukte, Investmentfonds und Versicherungen der Genossenschaftsbanken sowie der Verbundpartner Union Investment und R+V-Versicherung. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2010 stieg das Vermittlungsvolumen gegenüber dem ersten Halbjahr 2009 um 2,9% auf 1,6 Mrd. Euro.

Das operative Ergebnis des ersten Halbjahres 2010 wurde von Investitionen in die IT-Infrastruktur, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, höhere Vertriebsaufwendungen aufgrund des gestiegenen Neugeschäfts und der verstärkten Bildung von Rücklagen belastet. Dadurch wurde das operative Ergebnis aus der ersten Jahreshälfte 2009 in Höhe von 174 Mill. Euro nicht ganz erreicht. Vor allem der Fonds zur bauspartechnischen Absicherung ist von der Bausparkassen in den vergangenen Jahren immer höher dotiert worden und erreichte die gesetzlich fixierte Höchstquote von 3,0% der Bauspareinlagen. Der Fonds dient als Schwankungsreserve und soll die jederzeitige Erfüllbarkeit der Bausparverträge sicherstellen. Im zweiten Halbjahr 2010 erwartet die Bausparkasse eine Fortsetzung des Wachstums im Neugeschäft.

Mit dem Neugeschäftswachstum im laufenden Jahr holt die Bausparkasse die Rückgänge des Vorjahres teilweise wieder auf. Im Jahr 2009 sank das Volumen der neu abgeschlossenen Bausparverträge (Brutto-Neugeschäft) um 21,1% auf 25,20 (2008: 32,02) Mrd. Euro. Indem die Abschlussgebühr in Höhe von 1,0% der Bausparsumme vollständig gezahlt wurde, waren Verträge mit einer Bausparsumme von 24,884 (29,631) Mrd. Euro eingelöst worden (Netto-Neugeschäft). Dieses entspricht einem Rückgang um 16,0%.

Die Bausparsumme des Bestandes nahm damit um 3,4% beziehungsweise 7,2 Mrd. Euro auf 215,2 Mrd. Euro zu. Davon waren 30,1 (30,6) Mrd. Euro zugeteilt. Die Zuführungen zur Zuteilungsmasse stiegen um 0,9 Mrd. Euro auf 9,9 Mrd. Euro, während die Bauspareinlagen um 1,5 Mrd. Euro auf 32,2 Mrd. Euro wuchsen, was vor allem dem um 9,6% höheren Spargeldeingang von 7,03 (6,42) Mrd. Euro geschuldet ist.

Die privaten Baufinanzierungen, zu denen Sofortfinanzierungen, Bauspardarlehen und Baudarlehen gehören, stiegen um 18,3% auf 9,9 Mrd. Euro, den höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte. Das Volumen der zugeteilten Bausparverträge reduzierte sich auf 9,5 (12,6) Mrd. Euro. Nach Abzug der Darlehensverzichte und Zuteilungswiderrufe betrugen die Bereitstellungen 7,3 (9,9) Mrd. Euro.

Im Geschäftsfeld "Weitere Vorsorge" verminderte sich das für die genossenschaftlichen Banken sowie die Verbundpartner vermittelte Volumen um 13% auf 5,2 Mrd. Euro. Dieser Rückgang ist vor allem im schwächeren Fondsabsatz begründet.

Im Ausland ist die Bausparkasse Schwäbisch Hall an Bausparkassen in der Tschechischen Republik, der Slowakei, in Ungarn, Rumänien und China beteiligt. Diese Gesellschaften vermittelten im zurückliegenden Jahr rund 700 000 Bausparverträge mit einem Volumen von etwa 8,3 Mrd. Euro. Dadurch wuchs der Bestand dieser Unternehmen um 8,3% auf 3,8 Mill. Verträge mit einer Bausparsumme von 46,1 Mrd. Euro. Die Baufinanzierungen gingen um 5,7% auf 1,8 Mrd. Euro zurück. Unter anderem für die Verbundpartner Union Investment und R+V-Versicherungen wurden fast 200 000 Cross-Selling-Produkte verkauft.

Auf der Aktivseite stiegen die Bauspardarlehen um 0,2% auf rund 6,93 (6,90) Mrd. Euro, während die außerkollektiven Baufinanzierungen um 10,9% auf 13,4 (12,1) Mrd. Euro zunahmen. Die Geldanlagen erhöhten sich um 0,7 Mrd. Euro auf 16,9 Mrd. Euro. Bedingt durch den hohen Spargeldzufluss von 7,0 Mrd. Euro bei gleichzeitig verhaltender Darlehensnachfrage stieg auf der Passivseite der Bestand an Bauspareinlagen um 1,5 Mrd. Euro auf 32,2 Mrd. Euro - ein neuer Höchststand. Das Eigenkapital der Gesellschaft blieb mit 1,812 Mrd. Euro unverändert. Insgesamt erhöhte sich die Bilanzsumme um 5,8% auf 37,413 (35,355) Mrd. Euro.

Die Ertragslage der Bausparkasse wurde vor allem durch den Rückgang im Zinsüberschuss um 6,4% von 962,22 auf 900,33 Mill. Euro belastet. Gleichzeitig sank durch das niedrigere Neugeschäftsvolumen der Provisionssaldo um 9,1% auf minus 199,93 (minus 219,91) Mill. Euro. Auch der Verwaltungsaufwand wurde vor allem durch Einsparungen bei den Personalkosten um 7,4% auf 349,20 (376,95) Mill. Euro gesenkt. Aufgrund eines saldiert um 22,8% auf 120,2 (97,9) Mill. Euro gestiegenen Vorsteuergewinns derAuslandsgesellschaften, flossen Schwäbisch Hall 23 Mill. Euro in Form von Dividenden zu.

Das Betriebsergebnis der Bausparkasse blieb mit 176,37 (216,40) Mill. Euro um 18,5% hinter dem Vorjahr zurück. Nach Abzug der Steuerposition wurden jedoch für das Geschäftsjahr 2009 mit 78,00 Mill. Euro 4,00 Mill. Euro mehr an die DZ-Bank abgeführt als 2008.

Personalien:Aufsichtsrat: Wolfgang Kirsch (Vorsitzender), Rainer Baier (stellvertretender Vorsitzender); Vorstand: Dr. Matthias Metz (Vorsitzender), Gerhard Hinterberger, Ehrhard Steffen

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