LEASING

Leasing-Branche sieht großes Potenzial in Zukunftsinvestitionen

Marktbericht 2021

Dr. Claudia Conen, Foto: BDL

Pandemie, Lieferschwierigkeiten und der Ukraine-Krieg - die Wirtschaft Deutschlands ist schwer gezeichnet. Die Auswirkungen sind in jedem Sektor spürbar, so ist auch die Leasing-Branche betroffen. Noch immer ist kein Ende der Pandemie in Sicht und die Entwicklung des Krieges ist weiterhin unklar. Dennoch zeigt ein Blick auf den Marktbericht eine Stärkung der Branche. Die Autorin stellt die Marktzahlen 2021 dar, erläutert, wie sich der Leasing-Sektor im vergangenen Jahr entwickelt hat und gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr. (Red.)

Die Coronapandemie beeinflusste auch 2021 die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland; die Wirtschaft konnte sich jedoch im Vergleich zu 2020 erholen. Nach den Einschränkungen im Winter verbesserte sich ab Frühsommer 2021 die Situation besonders im Dienstleistungssektor. Dagegen sorgten in der zweiten Jahreshälfte neue Infektionswellen und Lieferengpässe durch gestörte Lieferketten dafür, dass sich der Aufschwung verzögerte. Dies bekamen auch die Leasing-Gesellschaften zu spüren. In diesem Umfeld stieg das Neugeschäft der Leasing-Wirtschaft 2021 um 3,4 Prozent. Für 72 Milliarden Euro finanzierten die Leasing- Gesellschaften in Deutschland Investitionen in Immobilien, Maschinen, Fahrzeuge, IT-Equipment und andere genannte Wirtschaftsgüter (Abbildung 1). Die Marktzahlen stellen eine Prognose dar, die die Entwicklung in der Teil erhebung des BDL auf die gesamte Leasing-Wirtschaft hochrechnet. Den Bericht hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW Köln) erstmals für den BDL verfasst.

Mehr als verdoppelt hat sich mit 2,1 Milliarden Euro das Leasing von Gebäuden, Produktionshallen und fest installierten Anlagen. Das gute Wachstum kompensiert dabei den Einbruch im Vorjahr. Allein von 2019 auf 2020 hatte sich das Volumen im Immobilien-Leasing in etwa halbiert. Zu Beginn der Coronapandemie zögerten potenzielle Leasing-Kunden mit der Investition, auch hielten sich die Banken bei der Finanzierung zurück. Immobilien-Leasing ist zudem stark abhängig von Großprojekten und daher - zusätzlich zu den Genehmigungshürden in der Coronazeit - von Natur aus volatil.

Das Mobilien-Leasing, Kerngeschäft der Leasing-Wirtschaft, betrug im vergangenen Jahr 60,9 Milliarden Euro. Es wuchs im schwierigen konjunkturellen Umfeld nur leicht mit plus 0,6 Prozent. Damit wurde nach Berechnungen des IW Köln mehr als ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen (26,7 Prozent) mittels Leasing realisiert. Die Mobilien-Leasing-Quote hatte sich im Coronajahr 2020 - wie übrigens auch in der Finanzkrise - weiter erkennbar erhöht und die Quote von 2019 sogar übertroffen. Zählt man die Mietkauf-Geschäfte der Branche hinzu, beträgt das Finanzierungsvolumen der Leasing-Wirtschaft fast ein Drittel der gesamten Ausrüstungsinvestitionen.

Lieferengpässe bremsten Wachstum im 4. Quartal 2021

Interessant für die Beurteilung des Jahres ist die Betrachtung der einzelnen Quartale, die sich spiegelbildlich zum Vorjahr entwickelten. Das Geschäft mit Fahrzeugen boomte im zweiten Quartal, war jedoch 2020 aufgrund des Lockdowns und geschlossener Autohäuser drastisch eingebrochen. Im dritten Quartal 2021 machten sich die Lieferengpässe und die nächste Infektionswelle langsam bemerkbar, das Wachstum konnte den Rückgang im Vorjahreszeitraum nicht mehr ausgleichen. Dennoch steigerte die Branche in den ersten neun Monaten 2021 ihr Mobilien-Neugeschäft um gut sieben Prozent. Im Schlussquartal bremsten Produktionsstörungen und lange Auslieferungszeiten den Schwung der Sommermonate endgültig aus.

Nahezu alle Objektgruppen waren 2021 von Störungen in den Lieferketten betroffen. Dennoch hat sich das Leasing-Neugeschäft der einzelnen Objektgruppen unterschiedlich entwickelt (Abbildung 2).

Den größten Anteil am Leasing-Markt hält mit 72 Prozent seit langem das Fahrzeug-Leasing mit Pkw und Nutzfahrzeugen. Während das Neugeschäft mit Pkw um zwei Prozent stieg, wuchs das Geschäft mit Nutzfahrzeugen überdurchschnittlich um neun Prozent. Da im Coronajahr 2020 das Nutzfahrzeug-Geschäft stark zurückgegangen war, waren im vergangenen Jahr deutliche Nachholeffekte zu spüren. Das Segment hat den Wert von 2019 übertroffen.

Hohe Leasing-Quote bei Elektrofahrzeugen

Der Pkw-Markt ist nicht nur bedeutend für die Leasing-Branche, Leasing hat zur Absatzfinanzierung auch eine große Bedeutung für den Pkw-Markt. 2021 wurden in Deutschland zehn Prozent weniger Pkw neu zugelassen als 2020. Die Leasing-Branche verzeichnete mit minus 2,2 Prozent nach Stückzahlen einen deutlich geringeren Rückgang. Entsprechend stieg der Leasing-Anteil an den Neuzulassungen auf 40,9 Prozent, wie das IW Köln berechnete. Der Anteil bei gewerblichen Haltern liegt voraussichtlich um die 50 Prozent. Ebenso überdurchschnittlich ist der Leasing-Anteil bei neu zugelassenen Elektroautos mit über 40 Prozent, wie die erste Auswertung der jährlichen Vollerhebung des BDL schließen lässt.

Eine beachtliche Rolle spielt Leasing inzwischen auch für den Fahrradmarkt. Fahrräder, E-Bikes und E-Roller sind im Wert von rund einer Milliarde Euro im vergangenen Jahr verleast worden. Fahrräder fielen bisher unter das Segment sonstige Ausrüstungsgüter, es wuchs 2021 um acht Prozent. Künftig wird diese Objektgruppe in der BDL-Statistik separat erfasst. Zusammen mit der Finanzierung von Schienenfahrzeugen, E-Bussen und Elektro-Loks et cetera zeigt dies die Relevanz, die die Leasing-Branche bei der Mobilitätswende und der Dekarbonisierung des Verkehrs zukommt.

Abbildung 1: Neugeschäft der Leasing-Wirtschaft im Jahresvergleich* Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, BDL, ifo Investitionsumfrage (bis 2019), 2021: Prognose
Abbildung 1: Neugeschäft der Leasing-Wirtschaft im Jahresvergleich* Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, BDL, ifo Investitionsumfrage (bis 2019), 2021: Prognose

Das Neugeschäft mit Maschinen, zweitstärkstes Segment der Branche, stieg um drei Prozent und konnte damit das Neugeschäft von 2019 noch nicht erreichen. Für das laufende Jahr sind Nachholeffekte zu erwarten, da die deutschen Maschinenbauer mit viel Schwung ins Jahr 2022 gestartet sind und die Auftragsbücher für Monate bereits gefüllt sind. Laut Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. konnten die Maschinen- und Anlagenbauer zu Jahresbeginn ihre Auftragsbücher nochmals ordentlich füllen. Wie stark die Geschäfte durch den Krieg und durch anhaltende Materialengpässe in Mitleidenschaft gezogen werden, wird sich - wie in vielen anderen Branchen - erst im Laufe des Jahres zeigen.

Einen Rückgang von drei Prozent verzeichnete 2021 das Segment Büromaschinen und IT-Ausstattungen, was einerseits die allgemeine Investitionszurückhaltung von vor allem größeren IT-Projekten im vergangenen Jahr widerspiegelt und andererseits auf den Chipmangel zurückzuführen ist.

Eine zunehmend wachsende Objektgruppe stellt die Medizintechnik dar. Das Neugeschäft in diesem Segment wuchs gegenüber 2020 um drei Prozent. Verleast werden sowohl Massenprodukte als auch Hightech-Ausstattung. Leasing kann dazu beitragen, den beträchtlichen Investitionsstau in deutschen Krankenhäusern, in Pflege- und Senioreneinrichtungen aufzulösen. Serviceleistungen rund um die Nutzung oder nutzungsabhängige Finanzierungsmodelle wie Pay-per-Scan können Krankenhäuser und Arztpraxen entlasten. Im Gesundheitsbereich gibt es in der Leasing-Branche daher noch erhebliches Wachstumspotenzial. Jedoch zeigen sich in staatlichen Förderprogrammen wie dem Krankenhauszukunftsgesetz, mit dem der Bund Investitionen in moderne Notfallkapazitäten und Digitalisierung zur Verfügung stellt, noch Hürden für die Branche. Denn Leasing-Finanzierungen sind im Gegensatz zum Kredit im Programm nicht vorgesehen. Gerade bei Medizintechnik und Digitalisierung mit ihren kurzen Innovationszyklen, ist Leasing jedoch eine Investitionsform, die es Kliniken ermöglicht, stets moderne Technik im Einsatz zu haben - mit passendem Support. Der BDL setzt sich daher dafür ein, dass die Förderpolitik in ihrer gesamten Breite Leasing stärker als bisher mitdenkt.

Ein deutlicher Rückgang von 28 Prozent ist bei den Luft-, Schienen- und Wasserfahrzeugen ersichtlich. Im Vergleich zum Jahr 2019 mit einem Rekordwachstum hat sich der Anschaffungswert sogar halbiert. Dies ist der speziellen Situation in der Logistik-Branche geschuldet. Zudem ist dieser Sektor aufgrund langer Planungszeiträume und Großgeschäfte traditionell besonders volatil.

Der Ausblick auf das laufende Jahr ist sehr ambivalent und aufgrund der geopolitischen Entwicklungen ausgesprochen unsicher. Zwar hatten sich zunächst in vielen Branchen die Investitionsperspektiven verbessert, Nachholeffekte und die Realisierung überfälliger Investitionen waren zu erwarten. Auch sind die Auftragsbücher der Industrieunternehmen prall gefüllt.

Abbildung 2: Anteile der Objektgruppen am Leasing-Neugeschäft 2021 Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, BDL
Abbildung 2: Anteile der Objektgruppen am Leasing-Neugeschäft 2021 Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, BDL

Auswirkungen des Krieges

Doch prägen Unsicherheiten und drohende Risiken die (Investitions-)Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Der Krieg in der Ukraine untergräbt die gesamtwirtschaftliche Erholung im Zuge der zu Ende gehenden Pandemie. Seine Auswirkungen verschärfen die bestehenden Lieferschwierigkeiten. Rohstoffe und Vorprodukte aus Russland und der Ukraine stehen am Anfang vieler Wertschöpfungsketten, zum Beispiel in der für Deutschland relevanten Automobilindustrie. Zudem steigen die Energie- und Rohstoffpreise für die gesamte Wirtschaft steil an. Eine Zuspitzung wäre ein - moralisch sicherlich gebotener - Importstopp für Gas und Öl. Dieser hätte nicht nur Einfluss auf die Energieversorgung, sondern auf weitere Vorprodukte in den Lieferketten.

Die Kombination aus stark gestiegenen Energiekosten und stagnierender Wirtschaft erzeugt stagflationäre Tendenzen. Die EZB ist angehalten, die Zinswende zu vollziehen, früher als es ihr eigentlich recht war. Die Finanzierungskonditionen werden - an diese Erwartungen anlehnend - weiter steigen. Die Entwicklung verstärkt daher die Notwendigkeit der Transformation, vor allem durch strukturelle Anpassungen bei der Energieversorgung, aber auch der nachhaltigen Energieverwendung. Im Fokus stehen der Ausbau erneuerbarer Energieanlagen sowie die Ressourcenschonung durch Kreislaufwirtschaft, Sharing Economy und neue Mobilitätskonzepte. Gleichzeitig gilt es, die Weichen für Dekarbonisierung und Digitalisierung zu stellen. Der Schlüssel, um die anstehenden Transformationsprozesse zu bewältigen, liegt in neuen Technologien und nachhaltigen Wirtschaftsgütern.

Kurzfristig überwiegen die Risiken für die Konjunkturentwicklung deutlich. Die Leasing-Branche atmet mit der Konjunktur und wird sich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nicht entziehen können. Allerdings profitiert die Branche von der bilanzentlastenden Eigenschaft von Leasing. Die Leasing-Wirtschaft steht daher weiterhin für die Realisierung neuer Investitionen besonders in schwierigen Zeiten als verlässlicher Partner an der Seite der Unternehmen.

Mittelfristig sollte eine intelligente Industriepolitik, aber auch der betriebswirtschaftliche Druck in den Unternehmen für einen Investitionsboom sorgen - unter der Bedingung optimistischer Zukunftserwartungen.

Grundsätzlich stimmt der Blick auf die Folgejahre die Leasing-Branche daher durchaus zuversichtlich. Allein die Mehrinvestitionen für den Klimaschutz werden bis 2030 auf rund 70 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Die Leasing-Gesellschaften sind mit ihrer Objekt- und Branchen-Expertise prädestiniert, einen Großteil dieser Investitionen umzusetzen. Bereits seit vielen Jahren realisieren Leasing-Gesellschaften für ihre Kunden beispielsweise Investitionen in Photovoltaik- oder Biogas-Anlagen, Windparks, energieeffiziente Produktionsmaschinen, Umwelttechnik, innovative Technologien und Elektrofahrzeuge.

Partner für die Transformation der Wirtschaft

Über die Finanzierung der Investitionen hinaus werden die Leasing-Gesellschaften künftig ihre Kunden auch verstärkt in puncto Nachhaltigkeit und Förderprogramme beraten und anleiten. Denn viele mittelständische Unternehmen benötigen Unterstützung bei ihrer Transformation, sind bei der Auswahl nachhaltiger Wirtschaftsgüter und insbesondere bei Anforderungen wie ihren Nachhaltigkeitsberichten auf externe Expertise angewiesen. Die Leasing-Branche ist daher ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Transformation der Wirtschaft.

Dr. Claudia Conen , Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher-Leasing-Unternehmen e.V. (BDL), Berlin

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